Happy End im Zweitversuch

Hallo zusammen,

nachdem ich mit Erschrecken gelesen habe, dass Beate sich fragt für wen sie eigentlich diesen Blog hier schreibt, habe ich mich bei Instagram als stiller Mitleser geoutet. Bereits während meiner Vorbereitung letztes Jahr habe ich ihren Blog verfolgt und lese auch nun eigentlich täglich mit, bin leider nur etwas kommentarfaul.

Beate bat mich etwas über meine Vorbereitung zum Berater zu schreiben, ich hatte die Ehre das ganze ebenfalls zweimal mitzumachen und –SPOILER- bin seit Januar (endlich) Steuerberaterin.

Vorbildung: Bachelor in BWL, Master in Finanzen und Rechnungswesen und 3 Jahre Berufserfahrung in einer Steuerberatungs-/Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Begonnen hat meine Reise im Jahr 2019 im 15 Wochen Vollzeit Kurs bei Haas. Das war die Vorgabe meines Arbeitgebers, bei uns in der Firma haben alle diese Vorbereitung gewählt/wählen müssen (ging leider bei den Wenigsten im 1. Versuch gut).

Auch ich habe relativ schnell festgestellt, dass ein Vollzeitkurs mit ca. 90 Leuten nicht die richtige Vorbereitungsweise für mich ist. Ich bin eher der Lerntyp, der die Dinge für sich selbst, im eigenen Tempo lernen muss. Diese Erkenntnis kam natürlich -mitten im Kurs- viel zu spät. Außerdem wurde mir relativ schnell klar, dass ich ebenfalls viel zu spät mit der Vorbereitung angefangen habe, außer ein paar Fachwochen vor dem Vollzeitkurs habe ich vorher kaum gelernt bzw. Klausuren geschrieben.

Mir wurde bewusst, dass es wahrscheinlich im Oktober schwierig wird und das wurde es dann auch. Als ich am ersten Tag die AO Aufgabe gelesen habe, war eigentlich schon der ganze Tag gelaufen. Tag 2 und 3 liefen besser, aber leider auch nicht optimal.

Am Montag nach dem Examen saß ich wieder bei meiner Arbeitsstelle, mit dem Gefühl, dass ich eigentlich gar nicht mehr dort sein wollte. Allerdings gab es auch im Vorfeld dort schon einige Unstimmigkeiten, die einem bei längerer Abwesenheit wohl bewusster wurden. Innerlich hatte ich wahrscheinlich schon vorher gekündigt.

Offiziell kam die Kündigung meinerseits nachdem ich kurz vor Weihnachten den Brief in der Hand hielt, dass ich mit 4,66 durchgefallen war. Ohne neuen Job und mit ca. 10.000 € Steuerberater-Schulden bei meinem alten Arbeitgeber. Eigentlich wollte ich nur noch raus aus der Steuerberatung und am besten nie wieder irgendein rotes Gesetz sehen.

Einen Tag nach meiner Kündigung bekam ich einen Anruf von meinem jetzigen Chef, der mich zum Gespräch einlud, ich wurde noch im Gespräch eingestellt und sie übernahmen das Darlehen meines alten Unternehmens. Am 02.01 saß ich durch Aufhebungsvertrag bei meinem neuen Arbeitgeber und bekam damit auch ein neues Aufgabenfeld.

Da ich auch aufgrund der neuen Arbeitsbedingungen und -aufgaben (keine Überstunden, keine Zeiterfassung, keine Reisetätigkeit) deutlich motivierter war und wieder Spaß an der Arbeit mit dem Steuerrecht hatte, war ich bereit für Runde Nr. 2.

Im März begannen die WLW Klausuren Kurse, sonntags eine und den nächsten Samstag/Sonntag stand die Nacharbeit an, war im Nachhinein doch ein relativ straffes Programm. Ab Juli dann die Freistellung, dort wurden von mir eigentlich jeden Tag Klausuren (WLW und Haas) geschrieben und -ganz wichtig- sauber nachgearbeitet. Ich würde jedem empfehlen lieber weniger Klausuren zu schreiben und sie dafür ordentlich nachzuarbeiten. In der Freistellung habe ich mir jeden Samstag frei genommen (entgegen der gängigen Meinung hier) und etwas mit der Familie unternommen und versucht regelmäßig ein bisschen Sport zu machen. Trotzdem + 10 KG, danke auch an Corona.

Im September kam dann der hier bereits erwähnte Intensivkurs bei Haas in Springe, da war dann noch einmal etwas Druck drin und man hat nach dem ganzen Klausurenschreiben zuhause noch einmal das „Klausuren-Feeling“ unter Ernstfallbedingungen geübt. Zwischen dem Kurs und dem Examen waren nur 4 Tage, in denen ich wirklich gar nichts gemacht habe, außer meinen jetzigen Freund kennengelernt – aber das ist eine andere Geschichte 🙂

An den 3 Tagen im Oktober bin ich mit der vollen Zuversicht, dass ich bestehe ins Examen gegangen. Ich denke hier ist es wichtig, dass man sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, das Wissen ist da – glaubt an euch. Die 3 Tage liefen gefühlt deutlich besser als im Vorjahr, aber auch das Gefühl kann natürlich trügen, allerdings bin ich bis ich den Brief in der Hand hielt einfach weiterhin davon ausgegangen bestanden zu haben.


Mal wieder kurz vor Weihnachten kam dann der Brief, bestanden mit 4,0 – 4,0 – 4,0. Mündliche Prüfung bereits am 12.01. (Niedersachsen). Die Zeit war knapp, ich hatte glücklicherweise schon ab November mit der Vorbereitung begonnen. Zwischen Weihnachten und Neujahr kam dann noch der Online Kurs Steuerrecht bei Haas sowie ein paar Tage Berufs- und Zivilrecht Anfang Januar.

Die mündliche Prüfung lief ehrlich gesagt ziemlich problemlos, so dass am Ende noch eine 3 vor dem Komma stand, aber hier möchte ich euch so kurz vor der Schriftlichen nicht mit Details langweilen.


Ich hoffe, dass diese Zeilen die motiviert, die im letzten Jahr den Brief in der Hand hielten, dass sie nicht bestanden haben (und alle anderen natürlich auch). Es kann sich lohnen – Das Happy End steht noch aus, bitte nicht aufgeben…

Findet eure passende Vorbereitungsweise und gebt dann Gas!
Kira

Mein Weg zum (noch nicht ganz)-Titel

Ich habe das Examen letztes Jahr im ersten Anlauf besiegt und bin inzwischen 31 Jahre alt. Beate hat mich gebeten, meine Geschichte für euch aufzuschreiben und ich komme der Bitte gern, wenn auch etwas verspätet, nach.

Meine Reise begann im Jahr 2013, als ich mich während meines Jura-Bachelors fragte, was ich denn mit meinem Wissen anfangen könnte ohne Volljuristin zu werden. Der Titel „Steuerberaterin“ erschien mir als schöne Alternative, weil man damit auch vor Gericht vertreten kann ohne Anwältin zu sein. Ich habe mich dann in einer Kanzlei auf ein Praktikum beworben, ohne jemals etwas von Buchführung und Bilanzen gehört zu haben.
Es war ein komplettes Desaster, aber eine ältere Kollegin hat sich meiner dann angenommen und mir zumindest etwas das Buchen in DATEV beigebracht.

Das Abschiedsgespräch mit dem Chef nach den 4 Monaten lief in etwa so ab:

„Ich merke, Sie haben viel Elan diese ganzen Dinge zu lernen, aber ich sehe für Sie keine Zukunft in der Beratungsbranche!“.

Diese Aussage konnte ich so nicht auf mir sitzen lassen und schrieb mich umgehend für einen Master in Wirtschaft ein. Ich tauschte einige Wahlprüfungen mit Steuerfächern und schrieb alle Hausarbeiten im Steuerrecht, dennoch bewerte ich mein akademisches Steuerwissen im Nachhinein als recht dünn im Vergleich zu ausgebildeten Steuerfachangestellten.

Für die Masterarbeit ging ich wieder in eine kleine Kanzlei.
Weil das Praxisthema für die Bearbeitungszeit viel zu komplex war, entschied ich eine Industriepromotion zu beginnen. Gleichzeitig arbeitete ich 2 Tage die Woche in der Kanzlei und erstellte Jahresabschlüsse. Das Examen spukte weiterhin in meinem Kopf herum.
Ich wollte es unbedingt hinter mich bringen, auch um fundiertere steuerliche Kenntnisse in der Praxis anwenden zu können.

Im Dezember 2016 bestellte ich mir den kompletten Onlinekurs von Haas und bildete mir ein, in 2017 das Examen mitschreiben zu können.

Die Fülle an Lehrmaterial und die Dreifachbelastung mit Dissertation und Kanzleitätigkeit zog mir allerdings schnell den Zahn und ich musste mir im Frühjahr eingestehen, dass ich es so nicht schaffen würde. Es folgte ein Jahr voller Selbstzweifel und dem ständigen Gefühl nicht schnell genug vorwärts zu kommen. Letztendlich setzte ich mir das Ziel, im Herbst 2018 wieder in die Vorbereitung einzusteigen und 2019 dann den ersten Versuch zu starten.

Anfang Oktober 2018 hielt ich unverhofft einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Doktorarbeit nicht fertig, Examen nicht geschrieben, aber schwanger. Der Hammer.

Die gesamte Schwangerschaft über war ich im Prinzip nur damit beschäftigt, mit dem Gedanken klar zu kommen, dass sich das Leben jetzt komplett ändert und es nochmal schwerer werden würde, die ambitionierten Ziele zu erreichen. Nach vielen tiefen Gesprächen mit meinem Mann wurde mir klar, dass ich es nicht übers Herz bringen könnte, meine Ziele in irgendeiner Art aufzugeben.
Wir entschieden gemeinsam, die Elternzeit möglichst gerecht aufzuteilen, damit ich trotzdem weiter meinen Weg gehen kann. Wir entschieden, meinen Job bei der Kanzlei aufzugeben und beantragten Förderung für die Vorbereitung aufs StB-Examen 2020/21. Im Juni 2020 sollte der Vollzeitkurs bei der GFS starten, den die Agentur für Arbeit aufgrund meiner (selbstgewählten) Arbeitslosigkeit komplett übernahm.

Mein Mann ging einen Monat nach der Geburt unserer Tochter im Mai 2019 wieder für 5 Stunden am Tag arbeiten und ich setzte mich nach seinem Feierabend in die örtliche Stadtbibliothek und arbeitete an der Doktorarbeit.
Im April 2020 konnte ich dann endlich einen vollständigen Entwurf einreichen und wir fuhren im Mai nochmal als Familie in den Urlaub. Bis zum Start des Vollzeitkurses, der dank Corona vollkommen Online stattfand, hatte ich faktisch gar nichts mehr fürs Examen gemacht.

Dachte ich anfangs noch: „Ach das ist doch nur Arbeit vom 9.00 – 16.00 Uhr und an den Wochenenden habe ich frei“, wurde mir ganz schnell klar, dass ich viel zu naiv an die ganze Sache herangegangen bin. Es wurde erwartet, dass nach 7 h Unterricht täglich noch mehrere Stunden nachgearbeitet wird. Bis auf ein Wochenende im Monat waren alle Wochenenden mit Klausurenschreiben und -nacharbeiten belegt.

Ich saß tagein- tagaus eingepfercht zwischen Wickeltisch und Familienbett in einer kleinen 50 qm Wohnung. Im einzigen Nebenzimmer ein genervter Mann und ein quengeliges Kind, die gemeinsam die Eingewöhnung beim Tagespapa meistern mussten, während Mama unter absoluter Anspannung versucht dem Druck von allen Seiten Stand zu halten.

Irgendwie habe ich es geschafft alle 28 Klausuren des Kurses zu schreiben und einzureichen. Die Hälfte habe ich bestanden, aber nur eine besser als 4,0. Am Wochenende fuhren wir stets zu meinen Schwiegereltern aufs Dorf, damit ich in Ruhe Klausuren schreiben konnte. Erinnere ich mich jetzt an die Zeit zurück, war sie einfach geprägt von Überlebenswillen.

Das Examen selbst habe ich fast als Urlaub in Erinnerung. Es war richtig schön, allein ein Hotelzimmer für sich zu haben, ohne Kind, dass nachts stillen möchte. Die Klausuren waren körperlich sehr anstrengend, ich musste mir immer wieder selbst Mut zusprechen
„Halte durch! Halte durch! Halte durch!“.

Nach dem schriftlichen Examen ging es mit meiner Doktorarbeit weiter, deren Entwurf nun mit zahlreichen Anmerkungen und Korrekturvorschlägen zurückgekommen war. Dachte ich erst noch, die fehlenden Wochenenden hätten nach dem Marathon im Sommer ein Ende, wurde ich bald eines Besseren belehrt. Vorbereitung auf die mündliche gab es auch nur Online in Form von Wochenendkursen… also wieder die Familie vertrösten, wieder Freiräume schaffen, damit Mama vorm Laptop hocken und irgendwelchen Dozenten zuhören kann.

Kurz vor Weihnachten dann die überraschende Verkündung der Ergebnisse. Schriftliche Prüfung mit 4,5 bestanden und Einladung zur mündlichen.

Erster Gedanke: „Mist. Der Druck reißt nicht ab.“
Zweiter Gedanke: „Geil, damit bist du fast durch. In der mündlichen fällt hier kaum jemand durch.“

Da ab Dezember wieder Lockdown war, zogen wir komplett zu meinen Schwiegereltern ins Haus und ich konnte mich bis zu 6 h am Tag auf die mündliche vorbereiten.

Am 03.02. war es dann soweit. Nach einem super Vortragsthema, lief die erste Fragerunde denkbar schlecht für mich. Ich konnte tatsächlich einfach nicht antworten und machte das blödeste, was man tun kann, ich verstummte. Ich dachte schon das wars, aber dann kämpfte ich mich Runde für Runde durch und nahm jede neue Frage als Chance wahr, mich zu beweisen. Am Ende wurden meine zwei Mitprüflinge und ich zum Glück gemeinsam hereingerufen und wir durften die Gratulationen in Empfang nehmen.


Bis heute bin ich nicht bestellt und habe mir auch noch keinen neuen Job gesucht. Meine Doktorarbeit ist immer noch nicht verteidigt, aber der Druck ist weg. Ich genieße gemeinsam mit meiner Familie das Gefühl, eine riesige Zerreißprobe gemeistert zu haben und wir sinnieren häufig darüber, wie schlimm es für uns gewesen wäre, wenn ich die Hürde nicht so knapp genommen, sondern gerissen hätte.

Wie wurde in einem Zeitungsartikel übers StB-Examen mal getitelt: „Es kann sein, dass du danach alleine bist.“ Ich kann diesen Ausspruch sehr gut nachvollziehen und bin so dankbar und glücklich darüber, dass ich es nicht bin und so viel Hilfe in der harten Zeit erfahren habe.

Mia Mandala

Instagrem: mia_mandalaa

Ich wollte etwas beweisen – vor allem mir selbst

Seit dem 26.03.2021 darf ich mich nun offiziell Steuerberaterin nennen. Dabei war dieser Weg nach meinem Abi 2007 alles andere als klar.

Gestartet mit einer Ausbildung als Hotelfachfrau in Leipzig, trotz diverser Praktika während meiner Schulzeit und dem unbedingten Willen dazu, habe ich drei Monate nach Beginn aufgrund persönlicher Gründe abgebrochen (ein Knochenjob – Respekt an alle, die hier ihre Bestimmung sehen). Das Ausbildungsjahr 2007 war somit gegessen, mit Aushilfstätigkeiten hatte ich mir ein kleines Taschengeld erwirtschaftet und war für diese Zeit wieder bei meinem Paps wohnhaft.

Dann im Jahr 2008 bin ich als Junior Einkäufer durch Woolworth für die Zentrale in Frankfurt am Main entdeckt worden (Kombination aus der Ausbildung zur Außenhandelskauffrau und Handelsfachwirt für den Einkauf), aber auch dort kam es im April 2009 zu einem jähen Ende aufgrund des Insolvenzantrages der Firma.

ABER, in der Berufsschule gab es das Fach „Geschäftsvorfälle korrekt erfassen und verbuchen“, damit war der weitere Weg eingeschlagen, weil ich unheimlichen Spaß daran hatte.

Noch während der 3-monatigen Transferphase habe ich mich für eine Ausbildung als Steuerfachangestellte in meiner Heimat Dessau-Roßlau beworben (nicht zuletzt aufgrund der niedrigen Ausbildungsvergütung bin ich wieder ins Hotel Papa eingezogen 😉). Im Juni 2012 dann erfolgreich die Ausbildung bestanden und bereits recht früh (Januar 2013) mit meiner damaligen Chefin das Gespräch über ein berufsbegleitendes Duales Studium geführt (aber man traute mir dies nicht zu, insbesondere aufgrund wiederkehrender, gesundheitlicher Probleme und dem, mit einem Studium verbundenen Stress).

Was soll ich sagen, dass hat mich nur noch mehr befeuert … Just in diesem Jahr hat mein heutiger Arbeitgeber erstmalig und einmalig einen „Dualen Studenten – Steuern/Wirtschaftsprüfung“ beginnend ab Oktober 2013 gesucht. Es hat gepasst, wie Faust aufs Auge, die Stellenausschreibung war wie für mich gemacht (es sollte wohl einfach so sein…). Und nur am Rande, ich habe das Studium in Leipzig Ende September 2016 mit 1,3 beendet …und ja, es gab viele anstrengende Zeiten, aber der Wille war einfach stärker.

Seitdem arbeite ich als Referentin Steuern u.a. mit Schwerpunkt im Bereich Umsatzsteuer, Deklaration und KeyUser SAP.

Wie ging es nun weiter….
Der Wunsch „Steuerberater“ wurde erst recht spät in mir konkretisiert (ca. Mai 2019). Mir war klar, meine 3 Jahre Anwartschaftszeit erfülle ich frühestens im Prüfungsjahr 2020/2021. Dies erschien mir weit weg und somit habe ich mich ab November 2017 zu einem Fernstudium als Bilanzbuchhalterin bei Dr. Endriss entschlossen, um meinen Kopf (damals 29) im Lernmodus zu belassen.

Zunächst gar nicht im eigentlichen Ziel beinhaltet, wurde ich jedoch durch Freunde und Familie angestachelt, wegen der ganzen Arbeit/Zeit, die ich investiert hatte, auch die Prüfung im Frühjahr 2019 anzugehen. Gesagt, getan. Im Juni 2019 durfte ich mich nach 1 ½ Jahren dann mit dem Titel „Bilanzbuchhalterin“ schmücken.

Ab Juli 2019 ging ich dann mit meinem Arbeitgeber in die Verhandlung für eine Rahmenvereinbarung zur Weiterbildung zum Steuerberater (monetäre Unterstützung und Freistellungskontingent).
Ab Mitte Oktober 2019 ging dann auch mein Wochenend-Präsenzkurs bei der GFS in Leipzig schon los. Ich hatte mir bereits im Mai 2019 beim Lehrgangswerk Haas den LeO-Intensiv-Kurs gebucht mit integriertem Klausuren-Kurs ab Ende Februar 2020. Den Kurs gab es damals zu einem unschlagbaren Einführungspreis und ich dachte mir: „Besser haben als brauchen“ :D. Es kamen dann stapelweise Kartons mit Lehrmaterial, die von mir erstmal überhaupt nicht beachtet worden waren. Der Kurs sollte lediglich als Ergänzung zum GFS-Kurs dienen, falls ich mal Inhalte dort nicht verstehe und in Ruhe nacharbeiten möchte.

Im Dezember 2020 habe ich mir dann noch den Klausuren-Fernkurs von Koll ab Frühjahr 2020 dazu gebucht (ehrlicherweise hatte ich den inkludierten Kurs bei LeO-Intensiv zu diesem Zeitpunkt völlig vergessen gehabt -.-). Und somit habe ich natürlich ziemlich doof aus der Wäsche geschaut, als ab Frühjahr 2020 dann wöchentlich 2 Klausuren per Post eintrudelten …

Ich brauche euch nix sagen, das war natürlich nicht machbar, aber es war ja selbstverschuldet. Ich habe dann mehrheitlich die Klausuren von Haas bearbeitet, weil ich mit der Darstellung der Sachverhalte besser zurechtgekommen bin.

Dann ab Mitte März 2020 der große Umbruch – Corona! Zuvor in der Gesellschaft noch stark belächelt, krempelte diese Pandemie einfach mal alles um.
Die GFS war über sehr lange Zeit sehr überfordert damit, sich auf die neue Situation einzustellen. Spätestens hier war ich unglaublich dankbar für LeO-Intensiv. Ohne die Lehrvideos und die dazugehörigen Skripte hätten mir am Ende mindestens 60% des Stoffes gefehlt. Also alles richtig gemacht….

Es ging dann ab März nach der Arbeit mit den Lehrvideos täglich weiter. Man muss bedenken, ein Video geht zumeist 4-5,5h!!! Das sollte man bei seiner Zeitplanung berücksichtigten. Es wird ein hohes Maß an Disziplin von einem abverlangt. ABER -positiv, man kann für sich selbst entscheiden und die Frage beantworten „Bin ich heute eher für Körperschaftsteuer oder für Umsatzsteuer?“. Man geht nicht (vielleicht innerlich gefrustet) zu einem Präsenztermin und hat beim Packen gesehen, dass man sich mit Umwandlung rumschlagen darf.

Ab Juni 2020 hat dann auch die GFS wieder einen Rhythmus zwischen Online- und Präsenzveranstaltungen gefunden, nach und nach verlagerte sich der Fokus von Wissensvermittlung auf Klausur-Wochenenden. Soweit, so gut.

Ab 19.07.2020 durfte ich dann in Freistellung gehen. Es gab einen klaren Plan:
– Unter der Woche: LeO-Intensiv-Videos anschauen und Skripte dazu durcharbeiten und Klausuren schreiben
– Am Wochenende: GFS (zumeist Klausuren schreiben, vereinzelt Onlineunterricht oder Präsenz in Leipzig)
– Ab August kam Modul C von WLW dazu
– Highlight: ab 05.09. bis 30.09.2020 mein Kurs in Springe beim Lehrgangswerk Haas (aufgrund gesunkener Zahlen in Präsenz – Danke dafür, lieber Gott!!)
– kurz vor dem 05.09. und kurz danach bis zur Prüfung: Einzelabruf von Klausuren bei Dr. Endriss mit Videokonferenzbesprechen am frühen Nachmittag (tagesaktuell)

Springe war der Wahnsinn. Zusammen mit vielen Gleichgesinnten hat man versucht diesen Monat nur zu überleben :D. Es ging jeden Tag 7:45 Uhr los (eigentlich überhaupt nicht meine Uhrzeit), kurz nach 16 Uhr dann Ende. In der Regel waren die Tage abwechselnd getaktet: 1 Tag komprimierte Stoffvermittlung und 1 Tag Klausur schreiben (+anschließender Besprechung). In der Gruppe fiel mir das Schreiben der Klausuren einfacher, man konnte sich damit auch gut den Ernstfall vorstellen (hier blättert einer lautstark im Gesetz, dort fällt ein Lineal runter, die Tür geht auf und zu wegen Toilettengängen usw.).

In dieser Zeit habe ich mir von zu Hause auch die eintrudelnden Korrekturen von WLW mitbringen lassen und was soll ich sagen – es gab zu diesem Zeitpunkt auch einmal die Note 6. Lag aber auch daran, dass ich mit den Klausuren von WLW (rein strukturell) überhaupt nicht zurechtgekommen bin. Daher war mir das Ergebnis schon klar -.-.

Vielen Dank an dieser Stelle noch mal an die Dozenten von Haas, man hat gemerkt sie haben Bock auf uns gehabt. Einige Dozenten und Anwärter kannten sich schon von den vorherigen Wissensvermittlungswochen (18-/15- Wochenkurse), an denen sich der Intensivkurs anschloss.
Kommen wir nun zu den 3 Klausurentagen im Oktober 2020 (inhaltlich schreibe ich nix dazu, hab es mittlerweile alles wieder vergessen, bis auf ein paar Ausnahmen, aber man kann ja mittlerweile dazu auch Infos erhalten):

Tag 1. War schon immer mein Favorit. Ich liebe Umsatzsteuer und Erbschaftsteuer/Bewertung. Selbst mit der Abgabenordnung bin ich zuletzt gut zurechtgekommen. Interessanterweise hat mich Herr Verch (Haas) noch im Intensivkurs mit der Frage gelöchert, welche drei Voraussetzungen geprüft werden müssen, bezüglich Organisationsverschulden (qualifizierter Mitarbeiter wurde ausgesucht, Fristkontrollbuch lag vor etc.). Das Erbbaurecht wurde gern genommen, da auch im Vorfeld stark präferiert durch die Lehrgangsanbieter. Note 4,0 (auch so eingeschätzt)

Tag 2. Hört mir auf mit Tag 2. So viele schimpfende Emojis gibt es auf der Welt nicht. Ich hatte keine Ahnung von der Besteuerung von Influencern. Ich konnte mich nicht zwischen §18 und §15 EstG entscheiden. Innerlich mehrmals Pro/Contra für beides durchdacht, die Richtlinien gewälzt und den Erlass fast wutentbrannt (da kein BMF vorhanden zu dem Zeitpunkt) an die Wand geklatscht…aber schlussendlich nur die Randthemen dazu verarbeitet (Spendenabzug, außergewöhnliche Belastungen etc). Die zwei Fälle zum Internationalen Steuerrecht waren genauso grausam für mich. Note 5,0 (berechtigt)
Ich hatte mich recht schnell ins Hotelzimmer verkrümelt. Ich konnte kaum klar denken, da ich hier nun mein Ende der Fahnenstange sah. „Mit dem Murks kann in unmöglich bestanden haben“!
Innerhalb der nächsten Stunden musste ich mich dann wieder neu motivieren für Tag 3 – der reinste Kraftakt sag ich euch (stundenlange Telefonate mit meiner besseren Hälfte und meinem Paps haben es irgendwie gerichtet).

Tag 3. Naja, eigentlich machbar. Das Thema zur Anpassung nach Betriebsprüfung wurde auch durch die Lehrgangsveranstalter besprochen/geübt. Der erste Sachverhalt war auch dankbar (Bewertung einzelner Sachverhalte HB und StB). Nur der mittlere Teil zur Umwandlung (eigentlich lag mir das auch mal in der Vorbereitung :D), hat mich super aus der Bahn geworfen. Am Ende dachte ich mir, Teil 1 und Teil 3 müssen es einfach richten. Nachdem ich dann später, während der Ergebnis-Erwartungsphase mitbekommen hatte, wie viele Punkte es auf den Umwandlungsfall gab, muss ich euch glaube ich nicht sagen, wie es mir ging. Note 4,5 (zum Glück)

Tja, der magische 9.1 2021 – Ergebniseingang der Anwärter in Sachsen-Anhalt. Wir waren gerade mit PAX-Aufbau beschäftigt (irgendwie muss man sich ja ablenken), die Briefankündigung kam in der Nacht, entsprechend aufgeregt war ich natürlich. Mit gespitzten Lauschern und jahrelangem Üben erkenne ich sofort, sobald unsere Postbotin im Haus ist. Geistesabwesend ging ich zum Briefkasten, trug den Brief wie eine Gabe der heiligen drei Könige vor mich her in die Wohnung, setzte mich auf die Couch und öffnete den Brief. Bestanden mit 4,5. Ich fing sofort an heftig zu weinen, zunächst verständnislose Blicke von meinem Schatz und unserem Aufbauhelfer. Dann der Blick meiner besseren Hälfte in den Brief mit einer folgenden, liebevollen Umarmung.

Er wusste genau was in mir los war – ich wollte zwar bestehen, aber auf gar keinen Fall mit einer 4,5!
Jahrelang wurde den Anwärtern eingebläut, mit 4,5 bist du eigentlich schon abgeschossen.

Wieder fiel ich in ein Motivationsloch. Ich hatte ab diesem Moment noch knapp 3 Wochen bis zur Prüfung.

Klar hatte ich bereits Mitte Oktober 2020 mit den Knoll Fernlehrgangsbriefen mit der Vorbereitung auf die mündliche Prüfung begonnen, aber in meinen Augen nicht so intensiv, wie diese Vornote es verlangt hätte.

Auch die Online-Wochenendkurse von Haas hatte ich schlussendlich alle gebucht und mitgenommen.
Aber bis 9.1.2021 hatte ich keinen einzigen Vortrag geübt und vom schriftlichen Prüfungsstoff auch noch nichts wiederholt, geschweige denn, aktuelle Rechtsprechung groß verfolgt.

Der 9.1. war somit durch.

Am nächsten Tag dann kam auch hier die Motivation langsam zurück, angesammelte NWB-Zeitschriften wurden punktuell gelesen, ein Schlachtplan entwickelt. In der Woche vor dem 9.1. gab es einen Onlinekurs (6-Tage) „Aktuelles Steuerrecht“ von Haas, diesen buchte ich mir als Onlineaufzeichnung und was soll ich sagen – es kam wieder ein dicker Karton mit Unterlagen :D. Nächster, kurzer Panikmoment – wie sollte ich das Alles noch in meinen Kopf bekommen – zusätzlich!

Aber es nützte nix – ran an den Speck!

Nebenbei habe ich mir noch ein Probeabo für die DStR bestellt (lt. Rechtsprechung im Berufsrecht DAS führende Instrument zur dauerhaften Weiterbildung des Steuerberaters).

Ich hatte am 12.01.2021 bis zur Prüfung am 04.02. noch mal eine Freistellung bekommen.

In der ersten Woche habe ich mich komplett mit den Onlineaufzeichnungen befasst, um mich auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen.

In den nachfolgenden Tagen gab es jeden Tag ein anderes Fach in der Wiederholung, nebst den Randthemen für die Mündliche, sowie fast täglich 2 Vorträge in der Ausarbeitung und Vorstellung.

Anfangs habe ich noch länger als 30 Minuten zur Vorbereitung gebraucht, von Tag zu Tag ging es besser und ich fühlte mich auch in der Präsentation selbstsicherer. Unterstützung bekam ich in der Zeit von meinem Partner und einer lieben Freundin, die ich in der Zeit in Springe kennengelernt hatte. Beide haben sich meine Vorträge/Präsentationsart angeschaut/angehört und mir konstruktive Kritik gegeben.

Am Prüfungstag selbst ging es recht schnell in den Vorbereitungsraum. Ich allein mit einem weiteren Anwärter. Schnell wurde klar, ich habe mit Abstand eine wesentlich schlechtere Vornote als er. Wieder Panik!

Aber ich habe auch die Zeit genutzt, um nach seinen Stärken und Schwächen zu fragen – wir haben uns ganz hervorragend ergänzt 😊.

Nach einem ersten Kennenlernen wurden wir getrennt und mit den 3 Vortragsthemen konfrontiert. Erinnert ihr euch noch eingangs an die Stellenausschreibung für den Dualen Studenten (quasi passgenau für mich?) – so oder so ähnlich war es auch mit einem der Vortragsthemen. Ich hatte ca. 5-6 Tage vor der Prüfung in einer NWB-Zeitschrift einen schönen Artikel zu Inventur und Inventurvereinfachungsverfahren für die Bewertung gelesen. Ich dachte mir, falls jemand dazu Etwas fragt, hast du es noch mal aufgefrischt.

Und dann steht auf dem Zettel doch tatsächlich „Geben sie einen Überblick über die Inventurverfahren und mögliche Inventurvereinfachungsverfahren nach Handelsrecht und Steuerrecht“ – es sollte wohl einfach so sein …

Den Vortrag habe ich dann mit einer viel zu hohen Stimme (als ob ich gleich anfange zu weinen vor Aufregung), aber scheinbar souverän gehalten. Die anschließenden Fragerunden gingen mal mehr, mal weniger holprig von statten. Ich kann euch nicht mehr viel dazu sagen, die Stunden sind sehr verschwommen in meiner Erinnerung. Ich weiß nur, die Vertreter der Finanzverwaltung sind fast in allen Runden mit einer juristischen Person des öffentlichen Rechts um die Ecke gekommen, also voll unser Thema – nicht!

Ich bin vom Grunde her ein unglaublich selbstkritischer Mensch, ich gewichte schlechte Leistungen unterbewusst höher, als gute Leistungen (!nur bei mir selbst, nicht bei anderen!). Dadurch war mir klar, dass kann eigentlich bei meiner Vornote nicht gereicht haben. Mein Mitstreiter sah das durchweg anders und lobte mich beim Verlassen des Prüfungsraumes nach jeder Runde für meine gute Leistung und stellte eher sich selbst in Frage.
Innerlich mal wieder mit der Sache abgeschlossen – ging es dann zur „Urteilsverkündung“.

Beide bestanden!

Bei mir brachen alle Dämme – die männlichen Prüfer schauten unbeholfen entweder mich an oder auf die Tischplatte. Nur die einzige Prüferin in der Runde zeigte Mitgefühl und Initiative und reichte mir ein Taschentuch.

Ich versuchte mich kurz zu erklären, warum ich denn so emotional reagiere – daraufhin wurden die Prüfer wieder etwas entspannter, weil sie nicht mehr das Gefühl hatten, mich gerade angeschossen zu haben.

Der Vortrag wurde mit einer 2,0 bewertet (der Prüfungsvorsitzende sagte noch: „Da haben wir wohl genau Ihr Thema erwischt“.)und auch die nachfolgenden Prüfungsrunden waren nie schlechter als 4,0, mehrheitlich 3,5.

Insgesamt konnte ich damit mein Vorergebnis von 4,5 noch auf ein Gesamtergebnis von 3,8 heben. Ich kann euch nicht sagen, wie glücklich ich war.

Abschließend möchte ich sagen, selbst heute habe ich das Bestehen dieser mehr als anspruchsvollen Prüfung unter den Voraussetzungen/Herausforderungen des Corona-Jahres noch nicht realisiert. Auf meinem Weg habe ich so viele, großartige und hoch engagierte Anwärterkollegen/Anwärterkolleginnen kennen gelernt und musste mit ihnen weinen, weil es bei ihnen einfach nicht gereicht hat. Ich kann mir bis heute nicht erklären, warum gerade ich eine der Wenigen bin.

Aber am Ende, sollte es bei mir wohl einfach so sein….
Minka
Instagramm: minka_de_le

Onceuponatimetaxs Weg zum „nicht“ Steuerberater

Hallo zusammen,

ich möchte hier die Möglichkeit nutzen und von meinem Weg zum „nicht“ Steuerberater berichten.

Seit meinem Studium war mein Ziel das Examen zu bestreiten. Ich konnte es gar nicht abwarten das es endlich los geht. Bis es dann soweit war vergingen 5 Berufsjahre statt der 3. Dann endlich ging es motiviert in die Freistellung von Mai bis Mitte Oktober. Ich besuchte einen Vollzeitkurs und anschließenden einen Klausuren Kurs. Schon im Juli merkte ich, dass diese Art der Vorbereitung für mich nichts ist. Viel zu wenig Zeit für soviel Stoff. Aber hinterher ist man immer schlauer. Ich bin trotzdem ins Examen gegangen mit der Hoffnung vielleicht Glück zu haben und wenn nicht wäre es nicht schlimm da es der erste Versuch war.

Unbewusst war mir klar, dass ich den Zweitversuch gehe, deshalb war die Enttäuschung nicht groß als der Brief kam. Anschließend buchte ich sofort Kurse und stellte einen Lernplan, der sehr viele Klausuren vorsah und den Besuch eines Intensivkurses im Sommer. Die Lernphase im zweiten Versuch lief super ich hatte Spaß und der Stoff setzte sich, sowie die Klausuren Taktik. Im September fühlte ich mich bereit für die drei Tage im Oktober (so wie man sich halt dafür bereit fühlen kann). Dann wurde ich während der Klausuren im Oktober krank, Fieber, der Kopf saß dicht und brannte. Anstatt Vernunft walten zu lassen und nach Hause zu fahren, bin ich geblieben und hab mich mit Schmerzmittel und Nasenspray durch die drei Tage gequält. Ich habe geschrieben wie eine wilde, merkte aber leider auch dass ich manche Textstellen im Klausuren Text sehr oft lesen musste da die Konzentration einfach nicht da war. Aber aufgeben gab es in meiner Welt nicht. Freitags dann gleich zum Arzt, der mich natürlich gleich aus dem Verkehr gezogen hat. Im Nachgang ist mir nicht klar wie ich es geschafft habe diese drei Tage durchzuhalten.

Dann ging die Warterei los, trotz meiner Verfassung beim Schreiben hatte ich kein schlechtes Gefühl und es war kein Vergleich zum erst Versuch. Am Ende bin ich knapp durchgefallen. Nach einer Zeit des Nachdenkens entschied ich mich nochmal anzutreten. Da nicht mein Wissenstand schuld war, sondern meine Tagesverfassung. Eine Pause kam nicht in Frage da ich Angst hatte dann von vorne anfangen zu müssen. Die Vorbereitung im Drittversuch hatte das Motto Klausuren, Klausuren und nochmal Klausuren.

Plötzlich war es auch schon wieder Oktober. Ich war froh diesmal gesund zu sein. Doch eine Sache habe ich unterschätzt, den Druck im Drittversuch zu sein und die Spuren der letzten Jahre die nur aus Arbeit und lernen bestanden ohne Urlaub. Dieser Druck hat sich dann leider an Tag zwei in der Klausur entladen. Tag 1 lief gut, so wie Tag 1 halt laufen kann, wer 2020 das Examen mitgeschrieben hat weiß was ich meine :-D. Tag 2 ging gut weiter, dann plötzlich ein Blick auf die Uhrzeit und mich überkam eine Panikattacke. Mein Kopf sagte mir, das ich nicht im Zeitplan bin und zu viel Zeit mit Aufgabe 1 verschwendet habe. Ich widmete mich der Aufgabe 2 aber die Panik hatte ich mich fest im Griff ich konnte den Aufgabentext nicht mehr erfassen. Ich fing an auf meinem Stuhl rumzurutschen und schaute mich um, als wenn ich von einem Wolf verfolgt werden würde. Irgendwann waren dann zwanzig Minuten vergangen. Ich fing an mich zu Fragen was ich bloß machen soll und mir wurde klar nun hast du wirklich in Zeitproblem, 20 Minuten verlorene Zeit hole ich nicht mehr ein. Dann kam der Entschluss zurückzuziehen, leider kam dieser ein Jahr zu spät. Das hätte ich im Jahr davor machen sollen, um eben nicht in die Situation zukommen, in der ich plötzlich war. Bis zu diesem Tag waren Panikattacken für mich ein Fremdwort. Ich habe volles Mitgefühl für die Leute, die unter Prüfungsangst leiden und ziehe den Hut, wer trotz solcher Panik Prüfungen schafft.

Nach dem der Verstand sich wieder eingeschaltet hatte und mein Körper den Fluchtmodus wieder abgeschaltet hatte, fing ich an den Zeitplan der Klausur durchzugehen (später auch mit meiner Mitstreiterin), um festzustellen das ich vor dem Panikanfall gar kein Zeitproblem hatte.

Ich weiß jetzt wie wichtig die Tagesverfassung an allen drei Tagen ist.

Wie es weitergeht wusste ich bis vor kurzem nicht, leider vergisst man auch gerne das hinter einem schon ein erfolgreicher Werdegang liegt und man einen sicheren Arbeitsplatz hat in einer relativ krisensicheren Branche.

Die große Frage, die sich zurzeit mir stellte war, möchte ich in dieser Branche bleiben? Gibt es vielleicht etwas was mir mehr Spaß macht, mehr Abwechslung, mehr Sinn macht?

Die Entscheidung ist Gefallen, Sie kam ganz plötzlich ich werde, wie man so schön sagt, die Seiten wechseln. Ich habe mich bewusst gegen einen weiteren Versuch entschieden. Ich wünsche mir einen Job mit möglichst normaler gleichbleibender Arbeitsauslastung, weit weg von IDW Checklisten 😉, künstlichen Deadlines und unnötigen Druck. Seitdem ich diesen Entschluss gefasst habe geht es mir deutlich besser, ich habe nämlich immer noch kein Urlaub gehabt seit 2018.

Manchmal kam der Gedanke das die letzten Jahre Zeitverschwendung waren, aber eins tröstet mich immer wieder. Ich habe in dem ersten Jahr so großartige Menschen kennengelernt, aus denen sich Freundschaften entwickelt haben und wir hatten so viel Spaß zusammen, das möchte ich nicht missen. An dieser Stelle möchte ich mich bei einer Person ganz besonders bedanken (ich weiß das sie mitliest), dafür das wir uns Gegenseitig beim Lernen unterstützt haben sei es durch Motivationsansprachen oder einfach mal Gejammer 😉. Schön, dass ich dich kennengelernt habe, auf das unsere Freundschaft bestehen bleibt und wir irgendwann über diesen Abschnitt in unserem Leben nicht mehr trübselig nachdenken und du deinen Weg auch noch findest.

Ich wünsche allen die diesen Weg noch vor sich haben (hoffentlich nicht so einen langen) viel Erfolg und vor allem Gesundheit. Holt euch Tipps wie man sich am besten Vorbereiten kann, aber vergesst dabei nicht darüber nachzudenken ob dieser Weg der richtige für euch ist. Berücksichtigt euren Lerntyp und schenkt dieser Prüfung nicht zu viel Gewicht. Ein bisschen weniger Ehrgeiz bzw. Gelassenheit im Zusammenhang mit dieser Prüfung schadet definitiv nicht.

Eure Onceuponatimetax

Der steinige Weg zum Steuerberater ohne Titel

Ich bin eigentlich ein Quereinsteiger in diesem Fachbereich. Habe regulär Abitur gemacht und wollte, aufgrund eines ganzen Schuljahres in USA, eigentlich auch nach dem Studium für immer wieder dorthin ziehen.
Nun kommt es im Leben immer anders als geplant.
Nach einem sehr guten Abitur stand mir vieles offen und somit überredete mich ein Schulfreund dazu, mit ihm zusammen das Auswahlverfahren für Piloten zu probieren. Ich war eher halbherzig dabei, aber wollte ihn auch nicht im Stich lassen. So haben wir fleißig darauf gelernt und vorbereitet.

Wir waren, wider Erwarten, beide erfolgreich und man wollte uns in die Ausbildung aufnehmen. 🙂 Während der Freund mittlerweile Kapitän ist, bin ich nicht diese Laufbahn eingeschlagen. Ich hatte mich zeitgleich noch als Werksstudent bei einem großen dt. Autokonzern beworben und auch hier das Assessment Center bestanden. Ich habe mich für den BWL-Studienplatz mit Schwerpunkt Automobilwirtschaft entschieden, da mir diese Ausbildung fundierter erschien, und ich nach wie vor der Meinung bin das der Beruf des Linienpiloten schnell eintönig wird. (Und wie man jetzt sieht, nicht sehr krisensicher ist).
Nach dem BWL-Studium (2010) zögerte der Autokonzern mit der Entsendung nach USA. Nach zahlreichen leeren Versprechungen und fadenscheinigen Argumenten was alles nicht geht (typisch deutsch), habe ich das Schicksal in die eigene Hand genommen, mich in USA bei einem Autohersteller beworben und bin 5 Monate später nach Texas gezogen. Genau wie ich das wollte.

Dort war ich 2,5 Jahre ununterbrochen und habe die Zeit und die Menschen sehr genossen und viel spannendes erlebt, was mir Deutschland nicht hätte bieten können. Allerdings habe ich bei dieser ganzen Unternehmung nicht bedacht, wie sehr ich Eltern, Schwester und Freunde vermisse. Das war dann auch der Grund für mich, wieder zurück nach Deutschland zu ziehen. Meine amerikanische Partnerin kam sogar mit.

Hier angekommen wollte ich nicht untätig sein, und habe bei meinem Vater in der Steuer- und Wirtschaftsprüfungskanzlei angefangen. Eigentlich nur geplant als Übergang, zog mich das Steuerrecht in seinen Bann und lies mich nicht mehr los. (Hierbei sei angemerkt, im Studium habe ich darum noch einen großen Bogen gemacht.)
Viele Freunde, meine Freundin und sogar Mandanten haben oft geraten doch den Steuerberater anzugehen, was ich anfangs vehement ablehnte. Bei einem Urlaub im Herbst 2014 in Californien, fiel der Entschluss diese Herausforderung anzugehen.

Ich meldete mich bei Endriss für den Samstagskurs an, der im Sommer 2015 startete und 1 Jahr ging. Dieses Jahr war anstrengend, zumal ich noch 40h pro Woche Vollzeit arbeitete und die Wochenenden Stoff nachgearbeitet habe. Im Sommer 2016 nahm ich mir ab Juli unbezahlten Urlaub und belegte einen Klausurenkurs in Präsenz. Leider war die Prüfung 2016 sehr speziell und erwischte mich kalt. (Gewerbesteuer in der Erbst. Klausur, Bauabzugssteuer, Lohnsteuer, und Tag 3 war auch nicht so doll)… Ich bin zurück getreten am letzten Tag.

Wenn man nach 3 Std. nichts mehr zu Papier bringen kann, kann es hier nicht gut ausgehen. Im Nachhinein die richtige Entscheidung, da auch hier ein Skandaljahr vorlag, und der Schnitt auch nach dem Anheben sehr schlecht war. Es ging also nicht nur mir so mit der Prüfung.
Rückblickend betrachtet habe ich hier vermutlich auch einfach zu wenig vorbereitet, bzw. nicht genug Stunden investiert. Aber woher soll man das beim ersten Versuch wissen?

Auf ein Neues in 2017: Ich begann im Frühjahr wieder mit Klausuren und Skripten, und war dann im Sommer 2017 zu einem 6-wöchigen Klausurintensivkurs in Kiel bei Dr. Hutegger. Kurs war super, aber leider fehlten mir bei dieser Prüfung 3 Punkte zum Bestehen. Sehr frustrierend! Ich habe kurz überlegt dagegen zu klagen, aber die Aussicht noch die mündliche machen zu müssen mit diesem Vorzeichen hat mich diesen Gedanken schnell verwerfen lassen. Zumal es erst mein erster gezählter Versuch war. Man hört keine guten Ausgänge der Prüfung von Teilnehmern die sich in die mündliche geklagt haben.

Die Entscheidung gleich weiterzumachen fiel sofort positiv aus, und so meldete ich mich schon im Januar direkt für einen 3,5 monatigen Intensivkurs inkl. Klausurenkurs bei Dr. Hutegger in Kiel an.
Der Kurs war sehr gut, wesentlich mehr gemacht in der Vorbereitung als in den Vorjahren, und ich war der Meinung, jetzt dürfte es im 2. gezählten Versuch durchlaufen. Leider nicht! 🙁 Diesmal fehlten auch mehr Punkte als in 2017, und ich konnte es mir nicht erklären. Es spielt eben auch Glück mit!

Mittlerweile war ich ziemlich ausgebrannt, nachdem die Prüfungsvorbereitung jegliche Freizeit der letzten Jahre in Anspruch nahm. Ich hatte eigentlich keine Lust mehr auf diesen Marathon. Doch mein Charakter ist absolut keiner der aufgibt.

Zudem zehre ich heute noch von dem Drill während der Schulzeit in Amerika.

Ein Lehrer hat uns alle positiv geprägt. Er hat sich zum Geschichtslehrer umgeschult nach 25 Jahren Army. Nach täglichem Unterricht, ein Jahr lang, waren wir alle motiviert und diszipliniert für alles was noch kam in Schule, Studium und Leben.

Ich habe in der Vergangenheit viel Kampfsport gemacht (Karate und Krav Maga) und bin leidenschaftlicher Radsportler (Rennrad und Mountainbike), und da trainiert man hart, gibt nicht auf wenn man mal was abkriegt, setzt sich Ziele und hat eben auch dabei viel Disziplin gelernt.
Vor allem aber jedesmal wieder aufstehen und erneut kämpfen. Jeder von euch Klausurenschreibern weiß was ich meine, nach einer schlechten Note/Besprechung die nächste Klausur tagsdrauf wieder anzugehen und alles zu geben. No Pain, no Gain!

Die Vorstellung mir immer vorzuwerfen warum ich den letzten Versuch nicht probiert habe, bzw. zu grübeln ob es nicht doch vielleicht geklappt hätte lies mich zunächst entscheiden 2019 ein Jahr Pause zu machen und es dann nochmal zu probieren. Das war allerdings schwer, da immer diese Prüfung noch im Hinterkopf schlummerte, und man einfach in diesem Trott ist.

In 2020 startete ich den 3. Versuch, mit dem Anspruch mindestens 60. Übungsklausuren zu schreiben und nachzuarbeiten, was auch gelang. So begann der Spaß bereits im Februar mit dem Knoll Klausurenkurs, bei dem wöchentlich eine Klausur geschrieben und besprochen wurde. Das war sehr fordernd, da jedes WE komplett mit schreiben und nacharbeiten belegt war bis in den Sommer hinein. Lust hatte ich schon ab Mai keine mehr. Aber durchziehen und alles geben ist nach wie vor das Motto dieser Prüfung.

Ab Juli dann wieder unbezahlten Urlaub bis zur Prüfung. Im August habe ich dann noch einen Präsenzkurs bei Dr. Endriss besucht (18 KL), und im September einen weiteren Online Klausurenkurs (9 KL) belegt. Die Klausur 2020 hatte auch wieder ihre Tücken und Gemeinheiten, und die Zeit war wie immer knapp. Ich habe mir aber fest vorgenommen abzugeben. Einen erneuten Versuch wollte ich nun nicht mehr machen.

Leider hat auch der 3. Versuch knapp nicht gereicht. An zwei Tagen hat nur 1 Punkt gefehlt diese Tage zu bestehen. Wäre Tag 3 etwas, für mich, machbarer gewesen, wäre es durchgelaufen.

Das Ganze zieht mich jedenfalls schwer nach unten, habe ich so viel Zeit und Geld investiert. Die sozialen Kontakte haben sich sehr reduziert und die Psyche honoriert diese Strapazen mit einer mittelschweren Depression, mit der ich aktuell in Behandlung bin.

Wirklich daran gewöhnt habe ich mich noch nicht an die freie Zeit. Ich wache nach wie vor am Wochenende um 7.00h auf und habe das Gefühl das ich mich fertig machen muss um gegen 8.00h am Schreibtisch zu sitzen. Ausflüge erzeugen auch ein entsprechendes Bauchgefühl und schlechtes Gewissen, …das man es sich zeitlich ja gar nicht leisten kann… Ich träume auch nach wie vor von Prüfungssituationen und Klausurthemen. Das war aber bei den Versuchen in den Vorjahren nicht anders. Verfolgt mich ca. 1 Jahr.

Wie geht es weiter?
Zunächst habe ich mir vorgenommen dieses Jahr erstmal ganz normal weiter zu arbeiten und vor allem viel Freizeit zu machen. Hobbys wie Fitness, Radfahren und Wassersport nachzugehen.

Gesund werden ist jetzt das oberste Gebot.

Corona hin oder her, ich investiere im Moment viel Zeit soziale Kontakte wieder aufzubauen und Leute zu treffen. Kurz: das nachholen, was die ganzen Jahre nicht ging und zurück blieb.

Umsonst war dieses Bemühung in meinen Augen dennoch nicht. Mir hilft dieses Wissen privat sehr, u.a. die Verwaltung eigenen Vermögens steuerlich zu optimieren und Investments ab und einzuschätzen, Kapitalanlagen zu verstehen und zu finden und nicht Banken vertrauen zu müssen, die meist nur Mist anbieten.
Ende des Jahres werde ich vermutlich Bewerbungen für die freie Wirtschaft schreiben. Das Wissen habe ich, und habe aktuell viele Spezialfälle die ich erfolgreich löse. Denke da ist man auch ohne Titel gefragt.

Mein Vater wird in den Ruhestand gehen, die Kanzlei verkaufen. Ein paar lukrative Mandate werde ich aber noch nebenher betreuen. Die bestehen u.a. auch darauf, dass ich auch ohne Titel ihr „Steuerberater“ bin und bleibe. Es findet sich immer jemand der Rechnungen unterschreibt 😉 Dafür ist mein Netzwerk mittlerweile groß genug. Auch die Option doch nochmal ins Ausland zu ziehen, ist noch nicht ganz vom Tisch für mich. Mache das etwas vom Ausgang der Wahl im Herbst abhängig…

Ohne Titel sind natürlich noch weitere Möglichkeiten für Einkünfte gem. §15 möglich, die sonst für mich verschlossen wären, z.B. Bauträgertätigkeiten, Vermittlungsprovisionen, etc.. Insofern kann man nicht pauschal sagen, dass es nachteilig ohne Titel wäre, ganz im Gegenteil. Zumindest wird der Verdienst mit Titel vermutlich geringer sein, da man einfach vieles nicht machen kann und auch bei privater Vermögensverwaltung immer aufpassen muss wo man sich beteiligt und investiert.

Ich kann aber dennoch sagen, die Strapazen dieses Marathons sind nicht für jedermann. Man muss hier die Herausforderung mögen und eine Menge Disziplin und Willen im Gepäck haben.
Wenn das nicht der Fall ist, Finger weg von dieser Prüfung! Schon gar nicht angehen, wenn es nur aufgrund von vermeintlichem Karrierevorteil geschieht. Man muss sich innerlich dafür interessieren, sonst bringt man die Energie nicht auf für diesen Marathon.

Ich kann nur jedem raten sich nicht selbst zu beschummeln bezüglich Wissensstand und den Tatsachen ins Auge zu sehen. Auch solltet ihr frühzeitig mit Klausuren anfangen, und nicht erst im späten Frühjahr. Es dauert bis sich das alles setzt dass es Punkte bringt, und selbst dann muss man noch mit allerlei Schikanen rechnen.

Ansonsten ist es eher ein Skandal welche Maßstäbe in den Klausuren angelegt werden, vor allem wenn man bedenkt wie hoch das Durchschnittsalter ist, und wie stark in dieser Branche der Nachwuchs fehlt. Daran sieht man einmal mehr, den nicht vorhandenen Praxisbezug und die Realitätsferne der Finanzverwaltung und dieser Prüfung. Auch eine zahnlose Kammer setzt sich nicht ein, und macht sich zum Büttel der Finanzverwaltung.
Euch viel Glück
Taxvader

Der Weg zum Titel von Marcus

Moin Moin aus dem hohen Norden, mitten in Schleswig-Holstein,

nach dem ich Beates NWB-Blog bereits verfolgt habe, bin ich natürlich auch hier und bei Instagram fleißig am Lesen. Als Beate mich gefragt hat, ob ich kurz von meinem Weg zum Steuerberater berichten möchte, habe ich natürlich ja gesagt …

Meine Ausbildung zum Steuerfachangestellten habe ich erst mit 26 Jahren begonnen. Davor habe ich eine Ausbildung im technischen Bereich abgeschlossen und mich ein Semester in dem entsprechenden Studium versucht. Nachdem ich jedoch gemerkt habe, dass ich mir nicht vorstellen kann, den Rest meines Arbeitslebens damit zu verbringen, habe ich mich nach einer zweiten Ausbildung umgesehen. Da meine Tante Steuerfachangestellte war (nach über 50 Jahren im selben Büro ist sie mittlerweile im Ruhestand) habe ich mich dazu entschlossen Steuerfachangestellter zu werden.

Nach einer auf zweieinhalb Jahre verkürzten Ausbildung, habe ich mich nach vier Jahre im Beruf entschieden, die Fortbildungsprüfung zum Steuerfachwirt zu absolvieren. Die Prüfung konnte ich 2014/2015 im ersten Anlauf erfolgreich absolvieren. Damals habe ich bereits einen Klausurenkurs beim Steuerseminar Dr. Huttegger & Partner absolviert, und war absolut begeistert. Super Dozentinnen und Dozenten, immer ein offenes Ohr für die Teilnehmer, tolle Lernpläne und Lernräume sowie ein perfekt strukturierter Unterricht.

Nach dem Steuerfachwirt stand für mich eigentlich schon fest, dass ich auch noch die Prüfung zum Steuerberater angehen möchte.

Der Fachwirt ist m.E. dabei eine super Sache. Er bereitet einen schon sehr gut auf die Beraterprüfung vor. Zwar fehlen noch viele Themen der Beraterprüfung aber man hat bereits einmal den Drei-Tage-Marathon, wenn auch in leicht verkürzter Form, kennengelernt, sowie das Lernen neben dem Job trainiert.

Bei mir hat es dann, bis sich die Gelegenheit für die Steuerberaterprüfung geboten hat, doch noch einmal drei Jahre bis zum Beginn der Vorbereitung und fünf Jahre bis zur eigentlichen Prüfung gedauert. Mir war jedoch von Anfang an klar, dass ich nach dem erfolgreichen Fachwirt und dem damaligen Klausurenkurs, wieder zum Steuerseminar Dr. Huttegger & Partner gehen würde.

Hier im Norden sind die Wege ja bekanntlich relativ kurz, und so sind es nur rund 30 Minuten Autofahrt von mir bis zum Seminarort. Für viele mag es nicht das richtige sein eine Stunde am Tag im Auto zu verbringen und dabei nicht lernen zu können, aber für mich war es das Richtige. Ich habe festgestellt, dass es gar nicht verkehrt ist, nach dem Unterricht zuerst noch etwas abzuschalten bis man in die Nacharbeit bzw. das Aufgaben lösen geht.

Übrigens habe ich die gesamte Vorbereitungsphase über nur diesen einen Anbieter genutzt. Im NWB Blog usw. lese ich immer öfter das viele mehrere Anbieter nutzen. Persönlich ich das für mich nicht das Richtige, da ich der Meinung bin, dass es mich eher verwirren würde, wenn ich verschiedene Tipps, Markierhinweise, Lösungswege und und und erzählt bekommen würde. Mit nur einem Anbieter kann ich mich voll darauf verlassen das ich in die richtige Richtung gelenkt werde und mich voll auf den Stoff konzentrieren kann.

Den Steuerberater habe ich dabei komplett alleine finanziert. Das war zwar nicht immer einfach aber das Momentum war gerade da die Prüfung in dem Jahr so oder in weit entfernter Zukunft mit Unterstützung anzugehen. Mein Bauchgefühl meinte „jetzt ist immer besser als irgendwann“, und mir war dabei immer bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit des Bestehens der Prüfung bei lediglich rd. 50% (+/- in den vergangenen Jahren) liegt. Somit war auch ein Totalverlust der „Investition“ stehts möglich. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man sich für den Schritt der vollen Eigenfinanzierung entscheidet. So oder so steht bei dieser Prüfung m.E. der Gedanke an das Bestehen und die Zeit danach ganz hinten an. Motivation war bei mir immer das Lernen und der Gedanke sich selber zu beweisen, dass man die Prüfung schaffen kann.

Für die Vorbereitung auf die Prüfung habe im ersten Jahr (ab Somme 2018) jeden zweiten Samstag einen Grundlehrgang mit Stoffvermittlung besucht. Im zweiten Jahr wieder jeden zweiten Samstag einen Klausurenkurs. Dabei habe ich festgestellt, dass ich als Praktiker ohne BWL / VWL Studium bei der Vorbereitung in der klaren Minderheit war. Ich bin aber der Meinung, dass einen das nicht hindern sollte die Prüfung anzugehen. Zwar muss man sicher ein / zwei Themen, besonders zur mündlichen Prüfung, sich intensiver erarbeiten, dafür hat man aber die meisten Themen schon mal in der Praxis bearbeitet und hat m.E. damit einen erweiterten Blick auf das große Ganze bzw. die Zusammenhänge der einzelnen Steuerarten usw.

Im Sommer 2020 habe ich dann einen 14-Wochen Intensivlehrgang mit acht Wochen Stoffvermittlung und sechs Wochen Klausurenkurs besucht. Alle Wochen waren Montag bis Samstag Unterricht, was schon richtig anstrengend war. Für mich war es aber genau das Richtige. Aufgrund der zwei Jahre Vorbereitung, hatte ich das Gefühl, dass durch das Repetieren der Themen eine sehr gute Verinnerlichung des Stoffes erreichen konnte. Vor allem der Themen die einem nicht so lagen, weil man sie nicht oder nur sehr wenig in der Praxis bereits behandelt hatte.

Der Kurs musste, aufgrund von Corona, teilweise online von zu Hause wahrgenommen werden. M.E. ist das absolut nicht optimal. Ein Präsenzlehrgang ist doch wesentlich geeigneter für die Vermittlung der Themen. Gerade weil man auch direkter kommunizieren kann.

Und am relevantesten denke ich ist, dass man in der Klausurenphase, bei Präsenzunterricht, sich deutlich besser in den Pausen mit den Mitstreitern austauchen kann. Hier konnte man sich dann auch austauschen falls noch jemand eine neue Klausuren-Taktik hatte o.ä.

Die letzten Wochen Unterricht waren die anspruchsvollsten, morgens wurde eine Klausur geschrieben und am Nachmittag besprochen und durch Eigenkorrektur bepunktet. In diesen Sechstagewochen war ich abends wirklich erschöpft. Aber es hat unheimlich was gebracht noch am selben Tag die Klausur zu durchleuchten. Es sind also die härtesten Wochen, aber auch die Wochen die einem m.E. am meisten voranbringen.

Vor der Prüfung hatte ich dann noch rund zwei Wochen ohne Unterricht zum eigenen lernen. In der Zeit habe ich zumeist Klausuren nachgearbeitet und im schnell verfahren noch einmal bearbeitet. Damit habe ich versucht mir noch einmal einen Überblick über mögliche Klausuren Themen zu verschaffen.

In dieser Zeit habe ich mich sehr über regelmäßige Motivationsanrufe gefreut. Derjenige weiß wer gemeint ist 🙂 , an dieser Stelle noch mal vielen vielen Dank, und den Tipp an alle hier motiviert euch gegenseitig. Es gibt nichts Besseres an einem Tag mit einer schlechten Übungsklausur eine Motivationsrede zu bekommen.

Die Prüfung lief für mich nicht optimal. Der dritte Tag sollte mich eigentlich noch mal in der Note puschen … aber naja … da war leider mein persönliches Horrorthema zu finden …

Obwohl ich die Wahrscheinlichkeit, dass ich die schriftliche Prüfung bestanden habe, als fraglich eingestuft habe, bin ich doch direkt wieder zum Steuerseminar Dr. Huttegger & Partner und habe einen Kurs auf die Vorbereitung zur mündlichen gebucht.

Nach dem ich dann „den Brief“, wie schon bei der Fachwirtprüfung, schnell wie ein Pflaster aufgerissen habe, war ich sehr froh mich gleich weiter vorbereitet zu haben. Die Einladung zur mündlichen Prüfung war die pure Erleichterung.

Anfang 2021 habe ich dann noch einen Vorbereitungskurs hinsichtlich der Fragerunden der mündlichen Prüfung beim Steuerseminar Dr. Huttegger & Partner besucht. Auch wenn man das beim Fachwirt schon in klein erlebt hat, hatte ich vor der mündlichen Prüfung doch noch einmal viel mehr Respekt als vor der Schriftlichen. Gerade halt vor den Themen die ich mangels Studiums mir stärker erarbeiten musste.

Tja aber auch die mündliche Prüfung hat, zum Glück, geklappt, womit ich seit dem Februar 2021 und damit knapp vor meinem 41. Geburtstag den Titel Steuerberater tragen darf.

Meine Gedanken danach waren vor allem , „wow … Fachwirt und Berater im ersten Anlauf“ … „mit 40 lernt es sich doch schwerer als mit 25“ … „würde ich irgendwas anders machen, wenn ich noch mal zurück könnte? Nein“ …

Erfahrungen prägen uns und bringen uns nach vorne. Aber, wenn Ihr den Titel machen wollt, bedenkt das ist keine Prüfung die man einfach mal so macht … Blut, Schweiß und Tränen habe ich in den zwei Jahren nicht nur sprichwörtlich erlebt…

Allen die es im letzten Jahr nicht gepackt haben, drücke ich ganz fest die Daumen, dass es dieses Jahr klappt. Und auch das ist wichtig, wenn man es im ersten Anlauf nicht schafft … Aufstehen, Krone richten, nach vorne in den zweiten Angriff stürmen. Schon der erste Anlauf kostet einen so viel Zeit (Überstunden, kein Urlaub, Lernen Lernen Lernen), Geld und mit Pech Freunde / Beziehungen (leider kann nicht jeder verstehen, dass in der Vorbereitungszeit die Prüfung an erster Stelle steht), dass man keinesfalls davor zurückschrecken sollte einen zweiten und notfalls dritten Anlauf zu nehmen. Nur dann kann man sagen „Ich habe alles gegeben, aber es hat nicht sein sollen.“ sonst denkt man später immer „oh man, ich hätte es doch noch mal machen sollen“.

Also, gebt alles … Ihr schafft das, Ihr werdet Steuerberaterin / Steuerberater!

Lg Marcus

Instagram: stbpruefung2020

Judy Hopps Weg zum Titel

Hallo Zusammen,

ich bin 48 Jahre alt und habe zwei Söhne (26 und 18). Geboren und aufgewachsen bin ich nicht in Deutschland. Nach dem Schulabschluss habe ich Mathematik studiert, drei Jahre nach dem Studium sind wir nach Deutschland ausgewandert. Ich war 26. Es folgten ein halbes Jahr Sprachkurs, dann Umschulung zur Steuerfachangestellten, die ich 2,5 Jahre nach der Übersiedlung als Jahresbeste mit Gesamtnote 1 absolviert habe. Hat meinem Selbstbewusstsein zumindest kurzfristig gutgetan.

Nach 10 Jahren Steuerfachangestellten-Tätigkeit habe ich die Fortbildung zur Steuerfachwirtin absolviert (berufsbegleitend, Fernkurs Stoffvermittlung inkl. Klausuren, weiß nicht mehr wie viele (ca. 10 bis 15), gelernt am WE, keine Freistellung).

5 Jahre später, im Jahre 2018, habe ich beschlossen, mich an dem Projekt „Steuerberater“ zu versuchen…

Ich habe keine Unterstützung von meinem Arbeitgeber erhalten, weder Beteiligung an Kurskosten noch Freistellung. Die Prüfung sollte mit wenig finanziellem Aufwand klappen. Ich hatte Resturlaub aus den Vorjahren angesammelt und hatte vor diesen zu verbrauchen. Eigentlich wollte ich bereits 2019 zu Prüfung zu gehen, aus gesundheitlichen Gründen musste ich aber die Vorbereitung strecken und erst in 2020 angreifen.

Ich habe mir Mitte 2018 von vier Anbietern Probeunterlagen bestellt und am Ende mich für Fernkurs Stoffvermittlung incl. 15 Klausuren plus Karteikarten von WLW entschieden. Meine Arbeitszeit (36-Stunden-Woche) habe ich auf 4 Tage verteilt, damit ich freitags lernen kann.

Von Mitte 2018 bis Juni 2019 habe ich die Lehrbriefe von WLW durchgearbeitet, die 15 Klausuren geschrieben (dabei sehr oft in die Lösung geschaut, da ich einfach nicht mal wusste, wo ich anfangen soll…).

September 19-Februar 20 die Lücken versucht zu schließen mit Hilfe der Skripte von WLW. Hier habe ich, z.B. zwei Monate lang (freitags und samstags) mich nur mit Personengesellschaften beschäftigt, ein Monat lang nur internationales Steuerrecht, meine eigenen Karteikarten für meine Problemthemen erstellt.

Ende Februar 2020 bis August 2020 Klausurenfernkurs Knoll: freitags ein halbes Jahr lang (27 Klausuren) eine Klausur geschrieben, ohne Möglichkeit in die Lösung zu schauen. Die Zeit dabei nie eingehalten, meistens waren es 8-9 Stunden. Am Samstag die korrigierten Klausuren nachgearbeitet, meistens pro Klausur ca. 6 Stunden.

In der Zeit von Juni bis September 2020 war ich zwei Wochen im Monat arbeiten (um das Nötigste -Buchhaltungen und die Löhne- zu erledigen), zwei Wochen im Monat „Urlaub“ genommen und gelernt. Dabei die Klausuren nachgearbeitet, mit Hilfe NWB das aktuelle Geschehen verfolgt, für mehr war die Zeit nicht da.

Ende August 2020 stellte sich für mich die Frage, wie nutze ich die verbliebene Zeit am effektivsten? Ich habe mich dazu entschieden, keinen Kurs mehr zu buchen, sondern die Klausuren von Knoll zum dritten Mal durchzusehen (wie von Knoll empfohlen). Dazu habe ich die Videos (Klausur-Besprechungen) dazugebucht. Ich habe alle 27 Klausuren nochmal nachgearbeitet mit Hilfe von Videos.

Ich hatte die ganze Zeit während der Vorbereitung das Gefühl, ich habe mich mit der Entscheidung, diese Prüfung anzugehen, total überschätzt. Fragen, die mein ständiger Begleiter waren:
“Wieso kann ich mir die Sachen nicht so gut merken wie früher? Liegt es an meinem Alter oder einfach an der Menge des Stoffs?“ Auch Gedanken ans Aufgeben waren da.
Es hatte mich auch ein wenig verunsichert, im Blog zu lesen, wieviel Freistellung die meisten Anwärter vor der Prüfung haben, wie viele unterschiedliche Kurse die meisten besuchen, wieviel Klausuren unterschiedlicher Anbieter geschrieben werden. Wie soll ich es schaffen, ohne Freistellung und nur mit einem Klausurenkurs? Inzwischen glaube ich, dass genau das mein Erfolgsrezept war: weniger und gut als viel und wegen Zeitmangel nur oberflächlich. Die Klausuren von Knoll drei Mal durchzuarbeiten hat mir sowohl die Klausurtechnik als auch Taktik vermittelt. Und es ist was hängen geblieben. Klausurtechnik lernte ich indem ich mir die Videos zu den Klausuren angeschaut habe.

Im März hatte ich meine mündliche Prüfung, vor dieser hatte ich noch mehr Respekt, als vor der Schriftlichen. Die Kommission war freundlich und hat auf Bestehen geprüft. Es hat gereicht.

Es tut mir so leid für alle, die das in dieser Runde nicht geschafft haben. Ich habe unendlich viel Respekt vor jedem, der das Ganze zum wiederholten Male durchzieht. Ich weiß nicht, ob ich dazu imstande wäre.

Ich wünsche jedem der sich dieser Prüfung stellt viel Kraft und Gesundheit, Glück und Durchhaltevermögen! Lasst euch von Geschichten anderer, auch von dieser, nicht verunsichern.

Liebe Grüße
Judy Hopps

Steuerberaterin 2021 – mein Weg – Teil 1

Es gibt für mich nicht DEN einen richtigen Weg, um das wohl schwerste Berufsexamen Deutschlands zu bestehen. Mein eigener Weg ist ebenfalls sehr individuell mit vielen Neben-Kriegs-Schauplätzen. Ich freue mich hier meinen ganz persönlichen Weg beschreiben zu können und hoffe, euch damit auch ein bisschen Zuversicht zu spenden.

Studium – Die Entscheidung für einen Lehrgangsanbieter

Mein Weg startete im Juni 2019. Ich habe mich für den Kombi-Lehrgang der Steuerfachschule Dr. Endriss in Düsseldorf entschieden. Nach Abschluss meines dualen Studiums an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach mit dem Abschluss „Bachelor of Arts Steuern und Wirtschaftsprüfung dual“ buchte ich motiviert den Fernlehrgang von KNOLL. Mein Studium hatte bereits eine Regelstudienzeit von 8 Semestern, somit benötigte ich für die Zulassung eine nachgewiesene Berufszeit von 2 Jahren. Schnell merkte ich jedoch, dass die „Luft“ nach dem anstrengendem Studium raus war. Im letzten Semester arbeitete ich 40 Stunden die Woche, schrieb nebenbei meine Bachelorthesis und besuchte noch die letzten vorgeschriebenen Kurse. Danach war ich zumindest erstmal platt. Somit entschied ich mich recht schnell, 1 Jahr Pause einzulegen und erst nach 3 Jahren Berufserfahrung in das Examen zu gehen. Selbst der Fernlehrgang war zu viel. Die Lehrbriefe kamen Woche für Woche und stapelten sich nur im Schrank. Ich merkte schnell, dass ich auf jeden Fall eine Präsenzveranstaltung buchen sollte.

Voll motiviert startete ich somit in den Kombi-Lehrgang über 1,5 Jahre. Der Lehrgang beinhaltete 3 Blockphasen à 2 Wochen sowie einige Samstage. Für mich persönlich war es der beste Präsenzlehrgang am Markt. Mir wären jede Woche Samstag oder sogar Freitag Abend + Samstag viel zu anstrengend geworden. Die meisten Dozenten waren super und die Unterrichtsunterlagen mit „Hausaufgaben“ bereiteten schon frühzeitig auf die Examensaufgaben vor.

„Gesundheit“ und Praxiszeit

Sommer 2019 ging es gesundheitlich leider bergab. In meiner damaligen Kanzlei (ca. 100 Arbeitnehmer, Raum Neuss/Düsseldorf) gab es diverse Streitpunkte. Ich musste schmerzhaft erleben, dass jeder Arbeitnehmer nur eine Nummer ist und das persönliche Schicksal eines Jeden doch nicht zählt. Solange man funktioniert, ist alles super. Macht die eigene Gesundheit Probleme oder steht man selber für seine eigenen Rechte ein, ist man unten durch.

Angefangen hat der Ärger in der Kanzlei mit der vorgelegten Förder-Vereinbarung von 1.000€ Förderung mit einer Verpflichtung von 3 Jahren. Natürlich habe ich eine solche Vereinbarung nicht unterschrieben. Das war für mich ein schlechter Scherz. Nach 1,5 Jahren Kampf um eine angemessene Vereinbarung gab es dann eine angepasste Vereinbarung. Da ich nicht die Einzige in der Examensvorbereitung war, kam der Ärger nachher von 3 Personen. Nachdem mündlich 5.500€ Förderung versprochen wurden, sah die schriftliche Vereinbarung dann nur 5.000€ Förderung vor. Naja – dachte ich mir – besser als nichts. Mein damaliger Chef war auch der Ansicht, dass Klausurenkurse nicht nötig wären. Dann käme man ja mit den 5.000€ aus. Das zum Thema Fortbildungsvereinbarung. Geärgert habe ich mich trotzdem und Nerven gekostet hat es auch. Meine Mitprüflinge aus dem Kurs erzählten größtenteils, dass sie eine volle Förderung der Kosten durch den Arbeitgeber bekommen.

Neben der Fortbildungsvereinbarung ging es dann ebenfalls um die Beantragung des Bildungsurlaubs. Die Partner der Kanzlei stellten mündlich sofort klar „Bei uns gibt es keinen Bildungsurlaub.“ Da die Kanzlei jedoch die Voraussetzungen für die Gewährung alle erfüllte, mussten sie auf Basis unserer schriftlichen Anträge dennoch den Bildungsurlaub gewähren. Schließlich war es jedoch eine konkludente Zustimmung, da der Antrag weder abgelehnt worden ist, noch jemand eine andere Reaktion bekommen hatte. Es sollte kein Präzedenzfall erschaffen werden.

Das nächste große Thema war bei mir das Thema „HomeOffice“. Als ich in der Kanzlei anfing, wohnte ich noch in Krefeld – ca. 20km vom Arbeitsort entfernt. Der Arbeitsweg war mit dem Auto auch gut machbar. Irgendwann bin ich dann mit meinem langjährigen Freund zusammengezogen und wieder in meine Heimatstadt Kamp-Lintfort zurückgekehrt. Nun hatte sich der Arbeitsweg mehr als verdoppelt. Es waren nachher knapp 50km – doch der Fahrtweg war unkalkulierbar von 30 Minuten bis zu 2,5 Stunden eine Stecke war alles dabei. Schlussendlich hatte ich mehrere private Gründe, die für diesen Umzug gestimmt haben. Nach mehreren Gesprächen wurde mir immer wieder ein zumindest tageweiser HomeOffice-Arbeitsplatz sogar schriftlich zugesichert. Ich sollte mir zwischendurch auf meinem privaten PC schon einmal die Software auf private Kosten herunterladen – danach passierte 6 Monate wieder nichts. Wirklich eingerichtet wurde mein HomeOffice-Arbeitsplatz erst 1,5 Jahre später als es mit der Corona-Pandemie so richtig losging. Das Argument war immer „Man könne nicht mit jedem einzelnen Arbeitnehmer eine Individualvereinbarung treffen“. Als Corona dann da war, ging es auf einmal doch.

Der ganze Ärger auf der Arbeit zerrte stark an meiner Gesundheit. Juli/August folgte dann ein Krankenhausaufenthalt. Danach wollte ich wieder angreifen. Aber anstatt dann wie versprochen „es ruhig angehen lassen zu können“, wurde mir für die erste Arbeitswoche 80 Stunden-Arbeit auf den Tisch gelegt mit entsprechenden Terminen. Von vornherein wusste ich schon wieder, dass es nichts wird. Somit folgte dann der nächste Ausfall. An Lernen war überhaupt nicht zu denken. Im Oktober 2019 konnte ich dann in Rehabilitation fahren. Diese dauerte mit Mitte Dezember an. Währenddessen verpasste ich damit meinen zweiten Blockkurs im Kombi-Lehrgang. Da ich keinen rechtzeitigen Antrag auf Übertrag des Bildungsurlaubs ins nächste Jahr gestellt hatte, da ich gesundheitlich nicht in der Lage war, wurde dieser natürlich sofort gestrichen. Bis Ende April 2020 war ich arbeitsunfähig. Auch während meiner Krankheitszeit immer wieder *tolle* Anrufe seitens der Kanzlei – wie auch an einem Freitag Abend 18 Uhr, dass ich meine Praxiszeit noch nicht voll hätte und ich wieder arbeiten kommen müsste. Es stellte sich natürlich heraus, dass dies nicht zutreffend war. Dass irgendjemand mal nachgefragt hätte, wie es mir denn gehen würde, konnte man nicht verlangen. Den Gesundheitszustand verbesserte sich durch diese Umstände natürlich nicht. Die Rehabilitation wurde mit dem Hinweis beendet, dass ich doch an diese Arbeitsstelle nicht mehr zurückkehren sollte.

Ans Arbeiten bzw. Lernen war einfach nicht zu denken. Erst im März konnte ich langsam wieder mit dem Lernen durchstarten. Am Anfang waren es eine Stunde jeden Tag bis es nachher Ende April/Anfang Mai soweit war und ich an meine Arbeitsstelle wieder zurückkehren konnte. Unter Corona-Bedingungen musste ich nur 2x die Woche zur Arbeit hinfahren. Die restliche Woche konnte ich im HomeOffice arbeiten, was mir natürlich sehr gelegen kam. Ich musste mich nicht diesen ständigen Reibereien auf der Arbeit aussetzen. Ich zählte die Tage bis zur Freistellung Mitte Juni. Als dann wieder das Thema „HomeOffice“ zur Sprache kam und es dann verkündet wurde, dass es nach Corona noch nicht sicher sei, dass das HomeOffice als Option bleibt, hatte ich für mich persönlich die Entscheidung getroffen, die Kanzlei zu verlassen, wenn diese Option wegfällt. Für mich war es nicht mehr zumutbar, vor bzw. nach einem 9-10 Stunden-Arbeitstag auch noch 2-3 Stunden täglich auf der Autobahn zu verbringen. Als es dann hieß, dass meine Entscheidung eine Erpressung sei, verstand ich die Welt nicht mehr. In der ersten Woche meiner Freistellung habe ich dann gekündigt (Kündigungsfrist zum Quartalsende – 30.09.2020). In einer Woche erhielt ich mehr als 10 Jobangebote. Ich hatte mehrere Gespräche und konnte es mir schlussendlich aussuchen, wohin ich wechseln würde. Ich habe mich für eine kleinere Kanzlei im Nachbarort entschieden mit ca. 30 Angestellten und 3 Berufsträgern. Dort habe ich nach dem schriftlichen Examen am 12.10.2020 angefangen.

Klausurenkurse

Anfang des Jahres 2020 hatte ich meinen ersten Klausurenkurs bei KNOLL gebucht. Es war der Klausurenvorbereitungskurs mit 2 – 4,5 Stunden Klausuren. In diesem Kurs wurden einige Basics abgeprüft und wiederholt. Daher waren diese Klausuren auch noch nicht ganz auf Examensniveau. Dadurch konnte man aber auch gerade am Anfang gute Noten erzielen, was einem ein gutes Gefühl gegeben hat. Für mich war es der perfekte Einstieg ins Klausuren-Schreiben. Durch meine gesundheitlichen Probleme schaffte ich es meistens nicht, genau im Abgabeplan zu bleiben. Aber auch die später eingereichten Klausuren wurden noch korrigiert, sodass ich keine Nachteile hierdurch hatte.

Während der Samstags-Unterrichtseinheiten im ersten Halbjahr 2020 schrieben wir auch immer wieder Klausuren im Kombi-Lehrgang. Das waren 6 Stunden-Klausuren. In den Lehrgangsmaterialien von der Steuerfachschule Dr. Endriss waren auch „Hausaufgaben“ enthalten, die Kurzklausuren enthielten. Diese habe ich auch nach und nach – teilweise erst in der Freistellungsphase – gelöst und korrigiert.

Freistellungsphase

In der Freistellung (Mitte Juni 2020) fand dann die letzte Blockphase des Kombi-Lehrgangs statt. Die Freistellungsphase hatte ich mit Resturlaub des Vorjahres, des aktuellen Jahres und mit eigenen Überstunden finanziert. Bis zur Freistellung habe ich 40 Wochenstunden in der Kanzlei gearbeitet.

Die letzte Blockphase fand aufgrund der Corona-Pandemie nur online statt. Zudem hat Endriss auch Videos auf Abruf angeboten. Hierdurch konnte man auch andere Dozenten kennenlernen, die den Stoff nochmal anders vermittelt haben. Besonders ist mir hier das Fach „Umsatzsteuer“ in Erinnerung geblieben. Am Anfang der Vorbereitung konnte man mich mit den Aufgaben scheuchen. Seit den tollen Videos von Herrn Schröders bin ich ein totaler Umsatzsteuer-Fan geworden und habe in diesem Fach auch viele Punkte mitgenommen.

Nach dem Blockkurs habe ich viele Hausaufgaben aus den Unterrichtsmaterialien gelöst und eigene Zusammenfassungen aus dem Kombi-Lehrgang geschrieben für jedes Fach. Diese Zusammenfassungen habe ich mit den typischen Punkten aus den Klausuren ergänzt. Damit war ich bis Mitte August beschäftigt.

Intensiv-Klausurenkurs KNOLL

An diese Phase schloss dann mein erster Präsenz-Klausurenkurs in Düsseldorf – Intensiv-Klausurenkurs von KNOLL – an. Dort habe ich innerhalb von 2 Wochen 10 Klausuren auf Examensniveau geschrieben. Die Zeit dort habe ich als sehr intensiv wahrgenommen. Ab 8:30 Uhr morgens wurde die 6 Stunden-Klausur geschrieben. Darauf folgte die Mittagspause und die Besprechung der zuvor geschriebenen Klausur. Jeder mag diese Klausurenkurse anders handhaben. Ich habe jede Klausur so behandelt, als wäre es das echte Examen. In den 6 Stunden habe ich Vollgas gegeben. Die Tage waren lang – so manche Tränen sind geflossen. KNOLL hat gerne den Ruf, dass die Klausuren unmöglich schwer wären. Das kann ich nicht bestätigen! Auch ich habe nicht alle Klausuren bestanden, teilweise war es sehr viel und die Zeit war zu knapp – aber hey: so war es im realen Examen auch!

Für mich war dieser Klausurenkurs die beste Vorbereitung überhaupt. Man stand unter Strom immer abliefern zu müssen, mehrere Tage hintereinander. Manche Leute saßen in dem Kurs und haben erstmal genüsslich gefrühstückt. Andere sind nach 2 Stunden wieder gegangen oder kamen erstmal eine halbe Stunde später. Jeder muss es für sich selber entscheiden – für mich wäre sowas herausgeschmissenes Geld. Die Präsenz-Klausurenkurse bieten einem wirklich die Chance, das echte Examen realitätsnah zu proben. Für mich wären die Online-Varianten nichts gewesen. Man erlebt nicht, was wirklich auf einen zukommt. Zuhause war es für mich nie so, wie im Klausurenkurs (ach hier mal auf’s Klo gehen und hier einen Kaffee holen, jemand hustet/weint/fällt vom Stuhl/Tüten knistern etc.) Trotz der hohen Personenzahl und der Geräuschkulisse muss man sich auf sich selber fokussieren – darf keine Minuten verschwenden. Für manche Mitprüflinge scheint es auch schwer gewesen zu sein, 6 Stunden nicht auf die Toilette zu müssen oder 6 Stunden ohne Zigarette. Damit habe ich nie ein Problem gehabt – Gott sei Dank ;).

Klausuren-Finale Dr. Stitz/Bannas

Nach dem Intensiv-Klausurenkurs von KNOLL hatte ich eine Woche Pause, um den Stoff zu wiederholen bzw. die Klausuren nachzuarbeiten. Ich habe mir die Fehler angesehen, die ich gemacht hatte. Zudem habe ich auch an den Fußgängerpunkten gearbeitet, die immer wieder abgeprüft wurden und meine Zusammenfassungen dahingehend ergänzt.

Mitte September habe ich dann noch einen weiteren Klausurenkurs besucht von Dr. Stitz/Bannas in Düsseldorf. Dort habe ich nochmal 9 Klausuren geschrieben. Manche Sachverhalte waren teilweise sehr ähnlich – aber ähnlich heißt ja nicht gleich. Fehler aus dem ersten Klausurenkurs konnte ich hier schon abstellen und habe dann mehr Korrekturpunkte mitgenommen als vorher. Der Wiederholungseffekt war also da – trotzdem war dieser Kurs anders. Er hat andere Schwerpunkte gesetzt, teilweise am echten Examen vorbei. Ich fand es wichtig, andere Aufgabenstellungen zu sehen – andere Dozenten zu hören. Auch wenn ich den Kurs „schlechter“ fand als den von KNOLL, würde ich die Kombination immer wieder so machen.

Erfahrungen

Wichtig finde ich die Erfahrung, die man in diesen Kursen sammelt. Zum Einen optimiert man das Equipment. Ich habe viele Schreibgeräte ausprobiert und bin nachher bei dem Schneider One Change Tintenroller geblieben mit auswechselbarer Tinte (für das Examen auch unlöschbare Tinte). Mit dem Tintenroller habe ich selten überhaupt ein Zwickerlein an der Hand gehabt. Die Tinte fließt angenehm und er lässt sich schnell schreiben, was bei der knappen Zeit sehr wichtig ist. Weiterhin habe ich mir neue Buchstützen gekauft. Die Stützen von Uniwise habe ich bei Amazon bestellt. Bisher hatte ich nur die durchsichtigen L-Stützen vom Beck Verlag. Sollte aber ein Buch Unwucht haben, kann das schnell nach hinten losgehen.

Die Kurse bringen einen mental und körperlich an den Rand der Verzweiflung. Man weiß nicht mehr, warum man das Alles macht. Warum tut man sich das Alles an? Ist es das wirklich wert? Kann ich überhaupt noch was? Was habe ich 1,5 Jahre gelernt, wenn ich jetzt diese Probeklausur nicht bestehe? Ich stand selber an diesem Punkt und habe gelernt, endlich NEIN zu sagen – habe auf mich selber und meinen Körper gehört. Die Gedanken kreisen nur noch um das Examen – tagsüber und nachts. Man könnte noch soviel mehr tun – man vergleicht sich mit anderen Mitprüflingen. Im Endeffekt ist das Examen kein Sprint – also für mich nicht. Für mich war es ein Marathon. Eine Auszeit oder Lernpause sollte kein schlechtes Gewissen hervorrufen – der Körper und Geist brauchen freie Zeit, um Kraft zu tanken. Der Vergleich mit Anderen bringt gar nichts. Nachher ist man nur noch frustrierter als vorher. Manche Prüflinge lernen mehr, manche haben bessere Noten. Es ist alles so individuell! Man sollte sich nicht immer mit Anderen vergleichen: Bleibe bei dir selber – glaube an deine Fähigkeiten und vertraue auf dein Bauchgefühl.

Ab September 2020 war mein Stresslevel dauerhaft gefühlt bei 300%. Ich hatte Versagensängste. Was passiert, wenn ich es nicht schaffen sollte? Mein Partner und meine Familie waren die beste Hilfe überhaupt, auch wenn sie manchmal einfach nur da waren. Ich weiß nicht, wie oft die Tränen geflossen sind – ich vielleicht sogar aufgeben wollte, aber immer stand jemand an meiner Seite und hat mir Mut gemacht und mich weiter auf meinem Weg begleitet, egal wie hart dieser Weg auch war. In dieser Zeit habe ich mich auch viel mit anderen Prüflingen ausgetauscht. Es war schön zu hören, dass man mit diesen Gefühlen nicht alleine war. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und Mut zugesprochen, unser Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ich war selber viel auf Instagram unterwegs (@sonja.stb2020) und habe dort einige tolle Leute kennengelernt. Aber auch Social Media zeigt meistens nur die schönen Seiten – davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Was ist wirklich Realität? Was ist Fake oder gestellt? Man weiß es meistens nicht. Vielleicht noch ein Tipp von meiner Seite: Handy weg in den Lernphasen – es lenkt zu sehr ab!

Wichtig für mich war es festzuhalten: Ich mache das Alles nur für mich selber und am Ende werde ich dort oben stehen und voller Stolz meine Bestellungsurkunde in den Händen halten.

#staytuned für Teil 2 zum Examen im Oktober 2020 und zur mündlichen Prüfung im März 2021 – Was wollt ihr noch gerne wissen? Schreibt es gerne in die Kommentare!

Mein Weg zum Steuerberater

Hallo zusammen,

ich habe den Blog von Beate beim Warten auf die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen gefunden. Ab diesem Zeitpunkt hat er mich sehr auf meinem Weg zur mündlichen unterstützt. Daher wollte ich gerne etwas zurückgeben und von meiner Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung 2020/2021 berichten, gerade weil ich mir damals auch mehr Erfahrungsberichte gewünscht hätte.

Nach einer damals eher zufälligen Entscheidung, ob ich Mikrobiologie oder doch Steuern studieren soll, habe ich im Oktober 2013 mit einem Dualen Studium im Bereich Steuern und Prüfungswesen bei einer mittelständischen Steuerkanzlei begonnen. Damals war für mich eigentlich schon klar, dass ich gerne Steuerberater werden würde, auch wenn mir damals noch nicht wirklich bewusst war, welchen Weg ich damit genau wähle. Im Nachhinein war das Studium dafür schon eine sehr gute Vorbereitung, wir hatten im letzten Semester sogar eine kleine mündliche Prüfung, die an das Steuerberaterexamen angelehnt war.

Im September 2016 habe ich meinen Bachelor gemacht. Nach meinen 3 Jahren Praxis habe ich im März 2019 mit der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung begonnen. Anfangs war ich mir sehr unsicher, auf welche Art ich mich vorbereiten soll. Es gibt so viele verschiedene Wege und ich hatte auch kaum jemand im Bekanntenkreis, der mir noch wirklich von seiner Vorbereitung berichten konnte. Daher hatte ich mir zunächst Infomaterialien von allen Anbietern aus der Gegend bestellt.

Da ich sehr gerne flexibel und draußen im Garten lerne, habe ich mich dann schlussendlich für den begleiteten Fernkurs von Haas entschieden. Dieser ging von März 2019 bis Mai 2020 Als die LeoI (zusätzliche Lernvideos mit vielen Fällen als Aufzeichnung aus dem Vorjahr) im Angebot waren, hatte ich mir diese auch noch dazu bestellt. Die Hefte waren zwar gut aufbereitet und für mich auch passend, ich bin allerdings kaum damit durchgekommen. Ab Dezember 2019 konnte ich dann zum Glück auf 80% meiner Arbeitszeit reduzieren, sonst wäre ich mit den Heften vermutlich überhaupt nicht fertig geworden. Man muss aber vielleicht dazusagen, dass ich sie anfangs wirklich sehr genau durchgearbeitet habe, nur gegen Ende habe ich nicht mehr alle Fälle geschafft. Die mitgesendeten Klausuren habe ich damals auch nicht mehr bearbeitet, sondern mir für später aufgehoben, da es mir sonst zeitlich nicht mehr gereicht hätte (Spoiler: Ich habe später nur ca. 3 der Klausuren dann auch tatsächlich geschrieben). Mir lagen die Live-Videos zu den Heften sowie die LeoI sehr gut, gerade als Ergänzung zu einem Fernkurs. Anfangs dachte ich, dass ich besser den Fernkurs von Knoll hätte wählen sollen, aber eigentlich hat mir diese Art des Lernens doch ganz gut gelegen.

Im März 2020 ging dann mein Klausurenfernkurs der Neufang Akademie los. Die Klausuren an sich fand ich ganz gut gemacht, die Lösungen waren zwar gut, aber unglaublich umfangreich. Ich habe am Anfang ziemlich damit gekämpft überhaupt irgendwann mal mit der Klausur fertig zu werden, von 6 Stunden war ich damals noch sehr weit entfernt. Meine Empfehlung mittlerweile wäre auf jeden Fall sich hauptsächlich an den Punktetabellen zu orientieren, um zu lernen, was überhaupt wichtig ist. Was mir an diesem Kurs überhaupt nicht lag, war dass man jeweils nur 2 Wochen inkl. Rücksendung Zeit hatte, um die Klausuren zu bearbeiten. Gerade nach einem 8h-Tag hat man einfach keine Konzentration mehr, noch eine Klausur zu schreiben (lernen geht ja oft gerade noch so). Zudem hat sich der Kurs mit meinem Präsenzkurs überschnitten, wodurch ich gegen Ende auch teilweise unfertige Klausuren abgegeben habe, um zumindest eine teilweise Bewertung zu erhalten. Rückblickend hätte mir hier vermutlich der Klausurenfernkurs von Knoll besser gelegen.

Von Ende Juni bis Oktober war ich dann in Freistellung. Da ich nicht wirklich viele Überstunden und Urlaubstage angesammelt hatte, habe ich die unbezahlte Freistellung mit meinen Chefs vereinbart. Ich bin nur jeden Monat einen Tag ins Büro gekommen, um mal nach meinen Fällen zu schauen (und nicht aus der Sozialversicherungspflicht zu fallen).

Meine Freistellung begann mit dem Examenskurs bei Knoll in Stuttgart von Ende Juni 2020 bis Anfang Juli 2020 (5 Wochen). Bei diesem Kurs hat man morgens Theorie, schreibt nach der Mittagspause eine 2h-Klausur, die dann im Anschluss direkt noch besprochen wird. Für mich war dieser Kurs perfekt, ich würde ihn auch sofort nochmal buchen. Gerade das tägliche Schreiben der Klausuren hat mir sehr viel Sicherheit und Routine gegeben. Auch der Austausch mit anderen hat mir nach dem Fernkurs viel geholfen. Die Klausuren waren dem Niveau angepasst, es waren keine der „berühmt berüchtigten“ Knoll-Klausuren. Der Kurs beginnt nicht bei Null und ich habe mich mit dem Fernkurs gut vorbereitet gefühlt.

Ende Juli hatte ich dann 3 Tage Klausur-Repetitorium bei der Kammer Stuttgart. Dies war Bestandteil eines Probeexamens. Hierfür hatten wir einige Klausuren vorab zugeschickt bekommen, die dann im Rahmen dieser Tage besprochen wurde. Da diese allerdings während meines Examenskurses ankamen, hatte ich diese nicht wirklich durchgearbeitet, sondern nur durchgelesen. Rückblickend hätte ich diese Tage aber vermutlich besser genutzt, um allein zu lernen, mir lag der Vortragsstil der Dozenten gar nicht und ich habe auch nicht viel gelernt. Im August fanden dann noch die beiden zugehörigen Probexamen statt. Es wurde jeweils von Montag bis Mittwoch unter Realbedingungen das Examen geschrieben, jeweils am Donnerstag erfolgte dann die Klausurbesprechung. Die Klausuren an sich waren durchschnittlich schwer. Was mir sehr gut gefallen hat war die „Abgabe“ unter Realbedingungen. Wir mussten z.B. wie im echten Examen das Zusatzblatt ausfüllen, in dem die Angabe der Seiten und der verwendeten Gesetze erfolgt. Das hat mir im echten Examen etwas Sicherheit gegeben. Die Korrektur erfolgte recht schnell. Ich könnte mir vorstellen, diesen Kurs nochmal zu belegen, würde dann aber vermutlich nicht zum Repetitorium gehen.

Mein letzter Schritt der Vorbereitung waren die beiden Klausurenwochen bei der Neufang Akademie in Calw. Zu den Klausuren gelten die gleichen Anmerkungen wie zum Klausurenfernkurs. Die Korrektur erfolgte sehr schnell, für Tag 1 bekam man einen Teilbereich schon am gleichen Tag zurück, den Rest am folgenden Tag. Die Klausurenwochen gingen jeweils von Montag bis Samstag, es wurden immer zwei Examen am Stück simuliert. Morgens wurde die Klausur geschrieben, nachmittags direkt besprochen. Das war zwar sehr anstrengend, ich habe aber viel dabei gelernt, da man es dann noch sehr präsent im Kopf hat. Zudem schreiben ca. 100 -200 Teilnehmer im gleichen Raum. Bei uns war sogar eine Baustelle nebenan – wer sich hier noch konzentrieren konnte, den konnte lärmtechnisch im Examen nichts mehr schocken.

Dadurch, dass ich recht viele Probeexamen vor Ort geschrieben habe, war die Situation im realen Examen irgendwie schon recht gewohnt. Das hat mir viel Aufregung genommen. Abends habe ich nach den Prüfungen nichts mehr gelernt, sondern versucht mich abzulenken, um den Kopf frei zu bekommen.

Die vermutlich beste Entscheidung war, nach dem schriftlichen Examen eine Woche Urlaub zu nehmen 😀 Die habe ich dann aber auch wirklich gebraucht.

Ich habe zwar wirklich versucht, direkt nach der schriftlichen weiter zulernen. Da man ja aber nicht weiß, ob man bestanden hat, ist es doch sehr schwer sich zu motivieren. Ich hatte mich gegen einen weiteren Fernkurs entschieden, aber mir verschiedene gebrauchte Bücher mit Musterkurzvorträgen gekauft, die ich dann gelesen habe. Genauso habe ich mich auf die Themenbereiche vorbereitet, die ich nicht so präsent kannte (z.B. Berufsrecht). Eigentlich hatte ich vor, den Präsenzkurs bei der Neufang Akademie zu machen, aber aufgrund der unerwarteten Verschiebung des Bekanntgabetermines der Noten aus der schriftlichen (in Baden-Württemberg) hat mich davon überzeugt, den Kurs doch zu stornieren. Ich hätte sonst die Note während des Kurses bekommen. Und jeder der schon einmal auf die Note gewartet hat weiß, dass man sich spätesten am Tag vorher auf nichts mehr konzentrieren kann. Stattdessen habe ich mich für den Online-Kurs bei Knoll und eine Simulation bei der VWA in Karlsruhe entschieden. Die Simulation wurde leider wegen Corona abgesagt. Der Online-Kurs lag mir sehr gut, es wurden viele aktuelle Themen und Standardfragen besprochen. Man konnte auch an einer Online-Simulation teilnehmen, diese hat mir viel meiner Nervosität genommen.

Kurzvorträge habe ich anhand meiner gebraucht gekauften Mustervortragsbücher geübt. Ich habe mir jeweils 3 Themen ausgewürfelt und dann eines davon vorbereitet. Gehalten habe ich die Vorträge meistens im Bad vor dem Spiegel, um direkt zu sehen, was ich besser machen kann. Leider hatte ich außer in der Breakout-Session meines Knoll-Online-Kurses niemanden vom Fach, der mit mir die Vorträge geübt hätte. In der Woche vor meiner Mündlichen habe ich Urlaub genommen und hauptsächlich aktuelles Steuerrecht gelernt (Zeitungen, DStR etc.). Den Bericht zu meiner mündlichen Prüfung habe ich schon im Blog „Die Mündliche 2021“ geschrieben.

Im März 2021 habe ich dann zum Glück bestanden und kann nun mit dem Thema abschließen. Ich kann ehrlich nicht sagen, ob ich einen zweiten Versuch gewagt hätte. Nachdem ich so viel Zeit und natürlich auch Geld investiert habe, hätte ich es aber wohl noch einmal versucht.

Insgesamt waren es schon zwei harte Jahre. Ich habe immer versucht neben dem Lernen auch einen Ausgleich durch Hobbys zu schaffen. Sonst hält man das vermutlich auch nicht durch (Hier Respekt an Attilla, ich wäre an seiner Stelle vermutlich früher oder später durchgedreht). Für mich war der Weg richtig, auch wenn ich rückwirkend ein, zwei kleine Änderungen gemacht hätte. Eine ganz grundsätzliche Frage, die natürlich jeder für sich selbst entscheiden muss, ist die Wahl zwischen Fern- und Präsenzkurs. Freiheit und Flexibilität stehen einem geregelten Rahmen und Kontakten zu anderen Mitstreitern gegenüber. Ich habe mich ja bei einigen verschieden Anbietern vorbereitet und würde sagen, dass sich die großen Anbieter vermutlich nicht viel schenken. Das war für mich auch perfekt, da doch jeder Anbieter einen leicht anderen Stil hat. Aber ich würde euch empfehlen darauf zu achten, dass sich die Kurse zeitlich nicht (zu sehr) überschneiden, sonst reicht die Zeit nicht mehr aus um diese voll zu nutzen.

Ich hoffe ich konnte euch mit meinem Bericht bei eurer Entscheidung etwas weiterhelfen. Wenn noch jemand Fragen hat beantworte ich diese natürlich auch gerne!

Liebe Grüße und euch allen viel Erfolg,

Gugel

Mein Weg zum Steuerberater

Liebe Beate, liebe alle,

ich habe überlegt, ob und wie ich diesen Text schreibe, denn ich bin einer dieser Streber,
denn ich habe die schriftliche Prüfung mit 3,16 bestanden.

Ich schreibe diese Zeilen in der Absicht vielleicht dem ein oder anderen eine Hilfestellung zu geben, meine Perspektive auf diese Prüfung aufzuzeigen und da ich denke, dass ich die Systematik des Klausurenschreibens und die nötige Herangehensweise ganz gut verstanden habe.

Vielleicht ein paar grundlegende Dinge vorab bevor ich über „meinen Weg“ zum StB berichte:

1. Diese Prüfung ist sehr hart, aber schaffbar! Entscheidend sind hier Wille und Disziplin.
2. Ich persönlich hatte keine familiären Pflichten und habe allerhöchsten Respekt davor, wenn man neben dem Lernen noch Kinder, Haushalt, Job und Familienleben managen muss. Ich bezweifle, dass ich das geschafft hätte.
3. Lasst euch nicht zu sehr von anderen beeinflussen oder sogar verunsichern. Entscheidend ist, dass ihr euren Weg findet und diesen dann mit Vollgas durchzieht. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, der immer und für alle klappt. Dafür sind Menschen und die persönlichen Umstände viel zu unterschiedlich.
4. Es ist eine theoretische Prüfung bei der es darum geht in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele Punkte zu erreichen. Das hat manchmal mehr, manchmal weniger mit der Praxis zu tun. Ich kenne Leute die in ihrem beruflichen Umfeld sehr gut sind, aber an dieser Prüfung scheitern, da der Fokus zu wenig darauf liegt an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Schnitt alle 5 Minuten einen Punkt einzusammeln (360 Minuten / 5 = 72 Punkte insgesamt, alle 7,2 Minuten reicht aber auch zum bestehen :-)).

Nun zu meinem Weg zum Steuerberater:
Meine Reise begann so wirklich am 18.03.2020 als Deutschland in den ersten Lockdown ging.
Ich habe mir ab diesem Zeitpunkt vorgenommen mich nun vollends auf die Vorbereitung der Prüfung zu konzentrieren.
Dafür bin ich unter der Woche jeden Morgen um kurz vor 6 aufgestanden und habe von 6 – 9 Uhr Theorie gelernt in dem ich mir die Knoll-Lehrbriefe nacheinander durchgelesen habe und mir daneben eine Zusammenfassung geschrieben habe (je nach Thema ca. 1-4 DIN A4 Seiten pro Lehrbrief). Noch ein Wort vorab zu Knoll: ich habe alle Kurse bei Knoll gebucht und zu mir hat das Konzept sehr gut gepasst.
Ich finde den Ansatz lieber in der Vorbereitung, zu schwere und zu lange Klausuren schreiben, um dann gut durch die echte Klausur zu kommen, gut.
Bitte nicht als Werbung oder so falsch verstehen, auch hier gilt wie so oft im Leben ausprobieren und selbst entscheiden! Neben den Knoll-Klausuren habe ich noch Klausuren von Endriss geschrieben (s. Hinweis unten), die fand ich auch gut und kann ich hinsichtlich Schwierigkeitsgrades und Länge empfehlen.

Ich kann Dinge sehr gut lernen, wenn ich sie lese bzw. aufschreibe, daher war diese Lernmethode für mich optimal, um die Basics zu lernen und zu verstehen. Angefangen habe ich mit ErbSt, USt und AO, anschließend BilSt + KSt/GewSt und zum Schluss ESt (bei ESt habe ich nicht mehr alle Lehrbriefe gelesen), GrErwSt und Int. StR.
Ich hatte mir vorgenommen bis zu meiner Freistellung mit allen Lehrbriefen durch zu sein, was bis auf einige ESt-Lehrbriefe auch ganz gut geklappt hat.
Gleichzeitig habe ich den Klausurenfernkurs belegt. Die Besprechung war Mittwochabend und geschrieben habe ich am Samstag.
Am Anfang habe ich 10 Stunden (ESt teilweise sogar noch länger…) für eine 6 Stunden Klausur gebraucht, da ich die Klausur nicht im klassischen Sinne gelöst habe, sondern die Klausuren nur mit Hilfe der Lösung lösen konnte und es am Anfang unglaublich lange gedauert hat.

Lasst euch nicht verunsichern, falls es bei euch auch so ist! Ich habe mich ans Fahrradfahren zurückerinnert gefühlt. Zuerst fährt man mit Stützrädern, um nach und nach immer sicherer und schneller zu fahren. Das Abmontieren der Stützräder, sprich das Weglegen der Lösung, aber nicht vergessen 😉.
Beim Schreiben/Lösen habe ich von Anfang auch immer auf den Korrekturbogen geschaut, um zu lernen wie und wie ausführlich ich die Lösung schreiben muss, damit ich die volle Punktzahl für einen Einzelsachverhalt bekomme. Mir haben am Anfang ErbSt + USt am meisten Spaß gemacht, da ich hier recht schnell kleine Erfolgserlebnisse hatte und man schon die ein oder andere Aufgabe nach relativ kurzer Zeit selbstständig lösen konnte.

Daneben habe ich Vollzeit gearbeitet und konnte ab Anfang Juni 2020 in Freistellung gehen. Ich bin seit Frühjahr 2018 berufstätig und habe von Anfang an viele Überstunden gemacht, Urlaub gespart und meinen Bonus in Freizeit umgewandelt. Somit konnte ich dann in bezahlte Freistellung gehen.

Ich habe relativ schnell für mich herausgefunden, dass ich nicht der Typ für einen Samstagskurs bin, der 1-2 Jahre vor dem Examen beginnt. Ich wollte immer eine relativ kurze, aber dafür intensive Vorbereitungszeit und mein Arbeitgeber ermöglicht auch regelmäßig eine lange Freistellung im Sommer vor der Prüfung (ich arbeite bei einer Big4 Gesellschaft).

Im Nachhinein betrachtet habe ich den großen Sprung in Punkto Wissen und Klausurtechnik auch in der Freistellung gemacht. Falls es die persönlichen Umstände es zulassen, kann ich eine konzentrierte Vorbereitung am Stück nur empfehlen. Die Zeit vor der Freistellung war im Nachhinein betrachtet wichtig für das Fundament, aber nicht entscheidend, um die Prüfung zu bestehen. Aber nun mehr zu meiner Freistellungszeit:
Grundsätzlich habe ich das Lernen in meiner Freistellungszeit wie meinen Job auf Zeit betrachtet, d.h. ca. 8 Stunden konzentriert lernen, aber dann auch den Stift fallen lassen und abends entspannen. Zudem habe ich mir ausgerechnet was mich jeder Tag an Freistellung kostet (bei ca. 25€ Bruttostundenlohn kommt man auf 200€ pro Lerntag…).

Das hat mich nochmals zusätzlich diszipliniert und motiviert, da ich auf keinen Fall einen hart ersparten und teuren Urlaubs-, Überstunden oder Bonustag verschwenden wollte (wie ihr vielleicht merkt, bin ich ein sehr rationaler und analytisch denkender Mensch…).

Ich hatte einen Kollegen als Lernpartner und kann das nur jedem empfehlen, falls man die Möglichkeit dazu hat. Man macht das Gleiche durch, kann sich gegenseitig bestärken und motivieren, hat auch keine Ausreden einen Tag mal zuhause zu bleiben und entwickelt eine gewisse (Lern-) Routine, wenn man weiß, dass jeden Morgen jemand „bei der Arbeit“ auf einen wartet. Wir haben uns immer morgens um ca. 8:00 in einem Besprechungsraum bei der Arbeit getroffen und sind meist so um 18-19 Uhr nach Hause gefahren, in der heißen Phase war es dann auch mal 20-21 Uhr. Ich kann auf Dauer nicht wirklich gut zuhause lernen und trenne auch sonst gerne (örtlich) beruflich und privates.
Auf dem zwanzigminütigen Weg von und zur Arbeit konnte ich mich gedanklich nochmal gut auf mein Tagespensum vorbereiten und dann abends meine tägliche Leistung reflektieren bzw. für den Tag mit Steuern abschließen.
Ab der Freistellung habe ich dann nur noch Klausuren bearbeitet, wenn ich nicht gerade Kurse besucht habe. Ich habe den Examenskurs, den Intensivklausurenkurs und das Probeexamen bei Knoll belegt, alle als Präsenzveranstaltungen. Durch den Examenskurs (5 Wochen, ab Mitte Juli) wollte ich mich gezielt auf die Schwerpunkte vorbereiten und diese nochmal in der Tiefe verstehen. Den Intensivklausurenkurs (2 Wochen = 10 Klausuren, ab Anfang September) habe ich als Härtetest gesehen nach dem Motto „wenn du diese Klausuren von Knoll halbwegs packst, packst du auch das Examen“. Das Probeexamen war im Nachhinein ganz nett, aber würde ich nicht nochmal buchen.

Finanziert habe ich die ganzen Kurse über das Examensbudget meines Arbeitgebers. Mein Ziel war es in Vorbereitung auf den Examenskurs ab Anfang Juni bis Mitte Juli pro Tag eine 6-Stunden-Klausur zu schaffen und diese auch einzuschicken und korrigieren zu lassen. Der Examenskurs an sich war inhaltlich top und ich fand die Dozenten sehr gut. Man hat vormittags Theorie gelernt und anschließend dann eine zweistündige Klausur geschrieben, nachmittags wurde diese dann besprochen. Für mich war das eine sehr gute Mischung, da man so die Klassiker-Themen nochmal inhaltlich vertiefen, aber auch direkt im Rahmen einer Klausur anwenden konnte.

Abends habe ich dann nichts mehr gemacht und mich erholt, da ich einfach platt vom Kurs war. Zwischen Examenskurs und Intensivklausurenkurs habe ich wieder versucht eine Klausur pro Tag zu schreiben, was mal besser mal schlechter funktioniert hat. Hier kann ich als Tipp noch mitgeben, dass man auch mal Klausuren von verschiedenen Anbietern löst, da diese sich in Aufbau und den kleinen Feinheiten unterschieden und man so möglichst viele Varianten an Aufgaben & Klausurfallen gesehen hat.

Den Intensivklausurenkurs habe ich sehr ernst genommen und versucht für mich eine möglichst realitätsnahe Prüfungssituation zu schaffen in dem ich verschiedene klausurtaktische Varianten und Sachen rund um die Prüfung ausprobiert habe.

Bspw. habe ich mal eine Klausur mit Ohropax geschrieben (hab mich dann gegen Ohropax entschieden) und einen Stempel für die Prüfungsnummer verwendet (finde ich sehr sinnvoll und habe ich dann auch in der Prüfung verwendet). Inhaltlich habe ich mir bspw. am Anfang von ErbSt vier Zettel mit den Überschriften „Allgemeiner Teil, Betriebsvermögen, Grundvermögen, übriges Vermögen“ beschriftet und diese dann entsprechend des SV schematisch befüllt oder bei ESt immer mit der KSt/GewSt angefangen, da dies mir meist besser lag als klassische ESt.

So habe ich dann meine eigenen Routinen entwickelt und konnte die Klausuren mit mehr Selbstsicherheit durch meine Ordnungsschemata angehen. Außerdem habe ich mir Standardformulierungen für jedes Prüfungsfach zusammengeschrieben und immer wieder verwendet bis ich diese im Schlaf konnte, um noch ein, zwei Minuten an der jeweiligen Stelle zu sparen.
Bspw. konnte ich den allgemeinen Erbschaftsteuerteil in ca. 3-4 Minuten runter schreiben, ohne nachzudenken. Dafür habe ich diesen immer und immer wieder hintereinanderweg runtergeschrieben (ich habe mich da teilweise echt reingesteigert und für einen Außenstehenden mag das ziemlich verrückt bzw. neurotisch erscheinen, aber so kämpft man gegen die Nervosität an und man spart an trivialen Stellen Zeit, um an anderer Stelle mehr überlegen zu können).

Hier kommen auch wieder die Korrekturbögen in Spiel: ich habe meine Lösungen auf ein Minimum an Worten, Gesetzeszitaten und Richtlinienverweisen heruntergebrochen, sodass alle entscheidenden Stichworte für die Lösung drinstehen und der Korrektor nicht drum herumkommt mir den Punkt zu geben (im Zweifel freut er sich auch darüber, dass er nicht so viel Text lesen muss). Ich habe mich auch versucht in die Rolle des Korrektors zu versetzen und habe daraufhin an meiner Handschrift gearbeitet, breiter und übersichtlicher geschrieben und viel Platz auf jeder Seite gelassen (Feedback aus den eingereichten Klausuren ernst nehmen!).
Ich wollte es dem Korrektor so leicht wie möglich machen meine Klausur zu korrigieren und mir möglichst viele Punkte zu geben. Am Ende sind es Menschen, die die Klausuren korrigieren (man mag es kaum glauben), diese werden pro Klausur bezahlt (habe mal gehört ca. 50€ pro Examensklausur) und wenn ich ihm eine strukturierte und äußerlich ansprechende Lösung präsentiere, ist er zumindest nicht von Anfang an schlecht gelaunt und vielleicht etwas wohlwollender ggü. dem Inhalt gestimmt. Die Klausurnacharbeit ist auch ein wichtiger Punkt. Ich habe bei den Klausuren, die ich unter Echtbedingungen geschrieben habe (also keine Lösung verwendet und die Zeit eingehalten), relativ detailliert anhand des Korrekturbogens analysiert wo ich Punkte bekommen habe und wo nicht. Dadurch konnte ich dann ungenaue bzw. unnötige Formulierungen anpassen/streichen bzw. fehlende Sätze, Zitate und Berechnungen zu meinem geistigen Lösungsschema ergänzen.

Nach dem Intensivklausurenkurs habe ich gemerkt, dass ich Regeneration benötige und habe daher ein paar Tage etwas weniger gemacht und mich mehr ausgeruht. Anschließend habe ich die Klausuren nur noch angezeichnet, d.h. mir im Kopf den Lösungsweg überlegt und die entscheidenden Zitate und Berechnungen hingeschrieben, einerseits um nochmal möglichst viele Aufgabentypen und -varianten zu sehen, aber auch um meine Schreibhand etwas zu schonen.

Es ist ganz entscheidend, dass man sich psychisch als auch physisch am ersten Prüfungstag in möglichst optimalem Zustand befindet. Achtet daher auch darauf, dass ihr kurz vor der Klausur nicht völlig ausgelaugt seid und gebt eurem Geist & Körper die nötige Zeit zur Regeneration!

Hört auf euer Gefühl und lasst euch nicht von irgendwem einreden was angeblich richtig ist. Manche lernen bis zum Abend vor der Klausur, weil sie ansonsten nicht abschalten oder mit einem guten Gefühl in die Prüfung gehen können, andere hören eine Woche vorher auf zu lernen und regenerieren bis zur Prüfung. Das Wichtigste ist, dass ihr euch an diesem Dienstag um 9:00 gesund und im Rahmen eurer Möglichkeiten optimal vorbereitet fühlt.
Der Rest ist dann (leider) auch zum gewissen Grad Glück.

Ich hoffe ich konnte einen Einblick und vielleicht den ein oder anderen nützlichen Tipp geben.
Wie oben schon erwähnt sind mMn drei Dinge entscheidend:
1. Disziplinierte Vorbereitung auf die inhaltlichen Standardthemen und Einüben von Lösungsschemata
2. Möglichst gute geistige & körperliche Tagesform durch individuelle Vorbereitung und gesunden Lebenswandel
3. Glück.

Bei Fragen oder Anmerkungen könnt ihr gerne meinen Text kommentieren, eure E-Mail hier posten (ich schreibe euch dann) oder eine E-Mail an Beate schreiben (sie sieht meine E-Mail-Adresse und kann diese dann gerne im Einzelfall an euch weiterleiten).
Glückwunsch an alle die es geschafft haben und alles Gute & viel Erfolg an diejenigen, die sich dieser Prüfung noch(mal) stellen.
Ihr packt das, glaubt an euch!
LG
LW