Happy End im Zweitversuch

Hallo zusammen,

nachdem ich mit Erschrecken gelesen habe, dass Beate sich fragt für wen sie eigentlich diesen Blog hier schreibt, habe ich mich bei Instagram als stiller Mitleser geoutet. Bereits während meiner Vorbereitung letztes Jahr habe ich ihren Blog verfolgt und lese auch nun eigentlich täglich mit, bin leider nur etwas kommentarfaul.

Beate bat mich etwas über meine Vorbereitung zum Berater zu schreiben, ich hatte die Ehre das ganze ebenfalls zweimal mitzumachen und –SPOILER- bin seit Januar (endlich) Steuerberaterin.

Vorbildung: Bachelor in BWL, Master in Finanzen und Rechnungswesen und 3 Jahre Berufserfahrung in einer Steuerberatungs-/Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Begonnen hat meine Reise im Jahr 2019 im 15 Wochen Vollzeit Kurs bei Haas. Das war die Vorgabe meines Arbeitgebers, bei uns in der Firma haben alle diese Vorbereitung gewählt/wählen müssen (ging leider bei den Wenigsten im 1. Versuch gut).

Auch ich habe relativ schnell festgestellt, dass ein Vollzeitkurs mit ca. 90 Leuten nicht die richtige Vorbereitungsweise für mich ist. Ich bin eher der Lerntyp, der die Dinge für sich selbst, im eigenen Tempo lernen muss. Diese Erkenntnis kam natürlich -mitten im Kurs- viel zu spät. Außerdem wurde mir relativ schnell klar, dass ich ebenfalls viel zu spät mit der Vorbereitung angefangen habe, außer ein paar Fachwochen vor dem Vollzeitkurs habe ich vorher kaum gelernt bzw. Klausuren geschrieben.

Mir wurde bewusst, dass es wahrscheinlich im Oktober schwierig wird und das wurde es dann auch. Als ich am ersten Tag die AO Aufgabe gelesen habe, war eigentlich schon der ganze Tag gelaufen. Tag 2 und 3 liefen besser, aber leider auch nicht optimal.

Am Montag nach dem Examen saß ich wieder bei meiner Arbeitsstelle, mit dem Gefühl, dass ich eigentlich gar nicht mehr dort sein wollte. Allerdings gab es auch im Vorfeld dort schon einige Unstimmigkeiten, die einem bei längerer Abwesenheit wohl bewusster wurden. Innerlich hatte ich wahrscheinlich schon vorher gekündigt.

Offiziell kam die Kündigung meinerseits nachdem ich kurz vor Weihnachten den Brief in der Hand hielt, dass ich mit 4,66 durchgefallen war. Ohne neuen Job und mit ca. 10.000 € Steuerberater-Schulden bei meinem alten Arbeitgeber. Eigentlich wollte ich nur noch raus aus der Steuerberatung und am besten nie wieder irgendein rotes Gesetz sehen.

Einen Tag nach meiner Kündigung bekam ich einen Anruf von meinem jetzigen Chef, der mich zum Gespräch einlud, ich wurde noch im Gespräch eingestellt und sie übernahmen das Darlehen meines alten Unternehmens. Am 02.01 saß ich durch Aufhebungsvertrag bei meinem neuen Arbeitgeber und bekam damit auch ein neues Aufgabenfeld.

Da ich auch aufgrund der neuen Arbeitsbedingungen und -aufgaben (keine Überstunden, keine Zeiterfassung, keine Reisetätigkeit) deutlich motivierter war und wieder Spaß an der Arbeit mit dem Steuerrecht hatte, war ich bereit für Runde Nr. 2.

Im März begannen die WLW Klausuren Kurse, sonntags eine und den nächsten Samstag/Sonntag stand die Nacharbeit an, war im Nachhinein doch ein relativ straffes Programm. Ab Juli dann die Freistellung, dort wurden von mir eigentlich jeden Tag Klausuren (WLW und Haas) geschrieben und -ganz wichtig- sauber nachgearbeitet. Ich würde jedem empfehlen lieber weniger Klausuren zu schreiben und sie dafür ordentlich nachzuarbeiten. In der Freistellung habe ich mir jeden Samstag frei genommen (entgegen der gängigen Meinung hier) und etwas mit der Familie unternommen und versucht regelmäßig ein bisschen Sport zu machen. Trotzdem + 10 KG, danke auch an Corona.

Im September kam dann der hier bereits erwähnte Intensivkurs bei Haas in Springe, da war dann noch einmal etwas Druck drin und man hat nach dem ganzen Klausurenschreiben zuhause noch einmal das „Klausuren-Feeling“ unter Ernstfallbedingungen geübt. Zwischen dem Kurs und dem Examen waren nur 4 Tage, in denen ich wirklich gar nichts gemacht habe, außer meinen jetzigen Freund kennengelernt – aber das ist eine andere Geschichte 🙂

An den 3 Tagen im Oktober bin ich mit der vollen Zuversicht, dass ich bestehe ins Examen gegangen. Ich denke hier ist es wichtig, dass man sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, das Wissen ist da – glaubt an euch. Die 3 Tage liefen gefühlt deutlich besser als im Vorjahr, aber auch das Gefühl kann natürlich trügen, allerdings bin ich bis ich den Brief in der Hand hielt einfach weiterhin davon ausgegangen bestanden zu haben.


Mal wieder kurz vor Weihnachten kam dann der Brief, bestanden mit 4,0 – 4,0 – 4,0. Mündliche Prüfung bereits am 12.01. (Niedersachsen). Die Zeit war knapp, ich hatte glücklicherweise schon ab November mit der Vorbereitung begonnen. Zwischen Weihnachten und Neujahr kam dann noch der Online Kurs Steuerrecht bei Haas sowie ein paar Tage Berufs- und Zivilrecht Anfang Januar.

Die mündliche Prüfung lief ehrlich gesagt ziemlich problemlos, so dass am Ende noch eine 3 vor dem Komma stand, aber hier möchte ich euch so kurz vor der Schriftlichen nicht mit Details langweilen.


Ich hoffe, dass diese Zeilen die motiviert, die im letzten Jahr den Brief in der Hand hielten, dass sie nicht bestanden haben (und alle anderen natürlich auch). Es kann sich lohnen – Das Happy End steht noch aus, bitte nicht aufgeben…

Findet eure passende Vorbereitungsweise und gebt dann Gas!
Kira