Judy Hopps Weg zum Titel

Hallo Zusammen,

ich bin 48 Jahre alt und habe zwei Söhne (26 und 18). Geboren und aufgewachsen bin ich nicht in Deutschland. Nach dem Schulabschluss habe ich Mathematik studiert, drei Jahre nach dem Studium sind wir nach Deutschland ausgewandert. Ich war 26. Es folgten ein halbes Jahr Sprachkurs, dann Umschulung zur Steuerfachangestellten, die ich 2,5 Jahre nach der Übersiedlung als Jahresbeste mit Gesamtnote 1 absolviert habe. Hat meinem Selbstbewusstsein zumindest kurzfristig gutgetan.

Nach 10 Jahren Steuerfachangestellten-Tätigkeit habe ich die Fortbildung zur Steuerfachwirtin absolviert (berufsbegleitend, Fernkurs Stoffvermittlung inkl. Klausuren, weiß nicht mehr wie viele (ca. 10 bis 15), gelernt am WE, keine Freistellung).

5 Jahre später, im Jahre 2018, habe ich beschlossen, mich an dem Projekt „Steuerberater“ zu versuchen…

Ich habe keine Unterstützung von meinem Arbeitgeber erhalten, weder Beteiligung an Kurskosten noch Freistellung. Die Prüfung sollte mit wenig finanziellem Aufwand klappen. Ich hatte Resturlaub aus den Vorjahren angesammelt und hatte vor diesen zu verbrauchen. Eigentlich wollte ich bereits 2019 zu Prüfung zu gehen, aus gesundheitlichen Gründen musste ich aber die Vorbereitung strecken und erst in 2020 angreifen.

Ich habe mir Mitte 2018 von vier Anbietern Probeunterlagen bestellt und am Ende mich für Fernkurs Stoffvermittlung incl. 15 Klausuren plus Karteikarten von WLW entschieden. Meine Arbeitszeit (36-Stunden-Woche) habe ich auf 4 Tage verteilt, damit ich freitags lernen kann.

Von Mitte 2018 bis Juni 2019 habe ich die Lehrbriefe von WLW durchgearbeitet, die 15 Klausuren geschrieben (dabei sehr oft in die Lösung geschaut, da ich einfach nicht mal wusste, wo ich anfangen soll…).

September 19-Februar 20 die Lücken versucht zu schließen mit Hilfe der Skripte von WLW. Hier habe ich, z.B. zwei Monate lang (freitags und samstags) mich nur mit Personengesellschaften beschäftigt, ein Monat lang nur internationales Steuerrecht, meine eigenen Karteikarten für meine Problemthemen erstellt.

Ende Februar 2020 bis August 2020 Klausurenfernkurs Knoll: freitags ein halbes Jahr lang (27 Klausuren) eine Klausur geschrieben, ohne Möglichkeit in die Lösung zu schauen. Die Zeit dabei nie eingehalten, meistens waren es 8-9 Stunden. Am Samstag die korrigierten Klausuren nachgearbeitet, meistens pro Klausur ca. 6 Stunden.

In der Zeit von Juni bis September 2020 war ich zwei Wochen im Monat arbeiten (um das Nötigste -Buchhaltungen und die Löhne- zu erledigen), zwei Wochen im Monat „Urlaub“ genommen und gelernt. Dabei die Klausuren nachgearbeitet, mit Hilfe NWB das aktuelle Geschehen verfolgt, für mehr war die Zeit nicht da.

Ende August 2020 stellte sich für mich die Frage, wie nutze ich die verbliebene Zeit am effektivsten? Ich habe mich dazu entschieden, keinen Kurs mehr zu buchen, sondern die Klausuren von Knoll zum dritten Mal durchzusehen (wie von Knoll empfohlen). Dazu habe ich die Videos (Klausur-Besprechungen) dazugebucht. Ich habe alle 27 Klausuren nochmal nachgearbeitet mit Hilfe von Videos.

Ich hatte die ganze Zeit während der Vorbereitung das Gefühl, ich habe mich mit der Entscheidung, diese Prüfung anzugehen, total überschätzt. Fragen, die mein ständiger Begleiter waren:
“Wieso kann ich mir die Sachen nicht so gut merken wie früher? Liegt es an meinem Alter oder einfach an der Menge des Stoffs?“ Auch Gedanken ans Aufgeben waren da.
Es hatte mich auch ein wenig verunsichert, im Blog zu lesen, wieviel Freistellung die meisten Anwärter vor der Prüfung haben, wie viele unterschiedliche Kurse die meisten besuchen, wieviel Klausuren unterschiedlicher Anbieter geschrieben werden. Wie soll ich es schaffen, ohne Freistellung und nur mit einem Klausurenkurs? Inzwischen glaube ich, dass genau das mein Erfolgsrezept war: weniger und gut als viel und wegen Zeitmangel nur oberflächlich. Die Klausuren von Knoll drei Mal durchzuarbeiten hat mir sowohl die Klausurtechnik als auch Taktik vermittelt. Und es ist was hängen geblieben. Klausurtechnik lernte ich indem ich mir die Videos zu den Klausuren angeschaut habe.

Im März hatte ich meine mündliche Prüfung, vor dieser hatte ich noch mehr Respekt, als vor der Schriftlichen. Die Kommission war freundlich und hat auf Bestehen geprüft. Es hat gereicht.

Es tut mir so leid für alle, die das in dieser Runde nicht geschafft haben. Ich habe unendlich viel Respekt vor jedem, der das Ganze zum wiederholten Male durchzieht. Ich weiß nicht, ob ich dazu imstande wäre.

Ich wünsche jedem der sich dieser Prüfung stellt viel Kraft und Gesundheit, Glück und Durchhaltevermögen! Lasst euch von Geschichten anderer, auch von dieser, nicht verunsichern.

Liebe Grüße
Judy Hopps